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„Guckloch ins Mittelalter“

Schweden: Spektakulärer Goldring mit Christusbild bei Ausgrabungen in Kalmar entdeckt

Archäologen haben bei Ausgrabungen in der südschwedischen Stadt Kalmar einen in der Tat spektakulären Goldring aus dem Mittelalter entdeckt. Das Schmuckstück aus dem frühen 15. Jahrhundert ziert ein Abbild von Jesus Christus.


Bilder 1 bis 3: Goldring und Alsengem (Arkeologerna / SHM)

Das Artefakt ist eines von rund 30.000 Objekten, die bei den Ausgrabungen in der Stätte im Verlauf der letzten zwei Jahre geborgen werden konnten. Das riesige Gebiet westlich des Kalmarer Schlosses bildete von Anfang des 13. bis Mitte des 17. Jahrhunderts das Stadtzentrum.

Die Ausgrabungen konzentrierten sich auf etwa 50 mittelalterliche Parzellen, zehn Straßen und Teile der alten Stadtmauer. Es ist ungewöhnlich, dass mitten in einer Stadt so große zusammenhängende Flächen untersucht werden. Aber: Die bisherigen Ergebnisse übertreffen alle Erwartungen.

Die Forscher legten bis dato die Überreste von Dutzenden von Gebäuden, Kellern, Straßen, Latrinen und Gegenständen aus der Zeit zwischen 1250 und 1650 nach Christus frei. Mehr archäologische Spielwiese geht nicht.

„Wir hatten die einmalige Gelegenheit zu untersuchen, wie die Menschen hier im Mittelalter lebten, was sie aßen und tranken und wie sich dies im Laufe der Zeit veränderte“, sagte der leitende Archäologe Magnus Stibéus dieser Tage in einer Presseerklärung.

“Archäologie ist wie ein Guckloch in die mittelalterliche Geschichte“

„Archäologie ist wie ein Guckloch in die mittelalterliche Geschichte, durch das wir mehr darüber erfahren, wie das Leben vor mehreren hundert Jahren wirklich war“, fuhr er fort. Unter den 30.000 identifizierten Objekten ragten zwei heraus:

Besagter Goldring und ein weiteres Artefakt, das als „Alsengem“ bekannt ist. Der Ring mit eingeschnitztem Christusbild dürfte aufgrund seiner Form und Größe von einer Frau getragen worden sein, mutmaßen die Archäologen.

Kalmar Karte
Ungefähre Lage von Kalmar im Südosten Schwedens. (Eigene Darstellung / NordNordWest / CC BY-SA 3.0)

Bei dem Alsengem handelt es sich hingegen um eine Art Glasfassung, die sowohl in weltlichen als auch in religiösen Kontexten gedient haben könnte. Vermutlich wurde das Fundstück einst von Pilgern als Amulett verwendet.

Das in Kalmar gefundene Exemplar stammt wahrscheinlich aus dem 13. oder 14. Jahrhundert und weist drei Figurenabbildungen auf. „Es ist natürlich ein Faszinosum, so etwas zu finden“, ordnet Stibéus ein.

Kostbarkeiten auf der Müllhalde – weggeworfen oder verloren

Der bestens erhaltene Goldring wurde genauso wie das Alsengem in einem Kontext gefunden, den die Archäologen als Abfall interpretieren. „Wahrscheinlich hat jemand den Ring vor 500 Jahren verloren. Das Alsengem ist zerbrochen und wurde möglicherweise weggeworfen“, mutmaßt Stibéus.

Zudem konnten in Kalmar die Überreste eines Runensteins geborgen werden, der möglicherweise von einem Grabhügel aus dem 12. Jahrhundert stammt. Gefunden wurden auch Hinweise auf den Kalmar-Krieg, der 1611 zu Kämpfen in der Stadt führte.

Der Konflikt wurde zwischen der dänisch-norwegischen Union und dem schwedischen Reich von 1611 bis 1613 ausgetragen. „Die Untersuchungen zeigen, dass fast alle Gehöfte im Zusammenhang mit dem Angriff der Dänen auf die Stadt im Sommer 1611 verbrannt wurden“, so Stibéus.

Als Paten dieser Epoche wurde laut Arkeologerna eine große Anzahl an Geschossen gefunden, darunter Kanonen-, Musketen- und Pistolenkugeln, aber auch Schwerter. Die Tatsache, dass so große Teile der Stadt gleichzeitig untersucht werden konnten, macht das Projekt nach Ansicht der Forscher nahezu einzigartig.

Hintergrund: Kalmar ist eine Stadt mit etwa 38.000 Einwohnern in der historischen Provinz Småland. Sie liegt direkt am zur Ostsee gehörenden Kalmarsund, gegenüber der Insel Öland.

Kalmar ist zugleich eine der ältesten Städte Schwedens. Früh fungierte sie als Handelsplatz und Hafen am Ostsee-Handelsweg. Die erste Erwähnung Kalmars fand sich auf einem Runenstein aus dem 11. Jahrhundert.

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