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Faszinierender Blick zurück

Schweden: Fast 10.000 Jahre alter „Kaugummi“ zeigt, was Teenager in der Steinzeit aßen

In einer aktuellen Studie konnten Forscher aus Schweden viel Neues über die steinzeitliche Ernährung herausfinden. Basis dafür waren – Achtung – „Kaugummis“, die in der alten archäologischen Stätte Huseby Klev nördlich von Göteborg gefunden worden sind.

Steinzeit Kaugummi 1
Faszinosum: Die Zahnabdrücke sind genau zu erkennen – nach fast 10.000 Jahren. (Foto: Verner Alexandersen / Stockholm University)

Genau genommen handelt es sich bei den prähistorischen Snacks um aus Birkenrindenpech bestehende Harzpfropfen, die deutlich sichtbare Zahnabdrücke tragen. Und das, obwohl die guten Stücke bereits sagenhafte 9.700 Jahre alt sind.

Nach Ansicht des Teams um den Archäologen Anders Götherström von der Stockholm University dürfte es beim Kauen des Harzes allerdings weniger um Genuss gegangen sein, sondern eher um einen Sachzweck.

„Wir gehen davon aus, dass die Jäger und Sammler das Birkenrindenpech primär kauten, um es anschließend als Klebstoff für den Bau von Werkzeugen und Waffen zu nutzen“, teilte Götherström dieser Tage in einem Pressestatement mit. Kurz: vorkauen, formen, geschmeidig machen.

Auffällig ist, dass vor allem junge Menschen auf dem Harz kauten

Bei der im Januar 2024 im Fachjournal „Scientific Reports“ veröffentlichten Studie ging es allerdings nicht so sehr um den Grund für die Zahnabdrücke. Stattdessen versuchten die Forscher, mithilfe extrahierter DNA neue Erkenntnisse über die steinzeitliche Ernährungsweise zu erhalten.

„Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Menschen das Harz auch mochten. Vielleicht sprach man ihm auch einen medizinischen Nutzen zu“, zitiert der Guardian Götherström. Auffällig ist in jedem Fall, dass vor allem junge Menschen, heute würde man Teenager sagen, auf dem Harz kauten.

Anhand der gefundenen DNA stellten die Forscher zudem fest: Hirschfleisch, Forellen und Haselnüsse dürften in der Region weit verbreitete bzw. beliebte Nahrungsmittel gewesen sein. Auch Spuren von Äpfeln, Enten- und Fuchsfleisch konnten nach fast 10.000 Jahren noch nachgewiesen werden.

“Solche Informationen kann man auf keine andere Weise bekommen“

„Wenn wir einen Knochen untersuchen, erhalten wir menschliche DNA. Aber in diesem Fall bekommen wir die DNA von dem, was sie vorher gekaut haben“, teilte Götherström mit. „Solche Informationen kann man auf keine andere Weise bekommen.“ Ziemlich faszinierend.

Außerdem fanden die Forscher in einem Harzstück, das von einem jungen Mädchen gekaut wurde, eine Reihe von Bakterien, die auf einen schweren Fall von Parodontitis hinweisen. Also einer schweren Zahnfleischentzündung.

„Sie hat wahrscheinlich relativ kurz nach dem Kauen des Kaugummis erste Zähne verloren. Das Ganze muss sehr schmerzhaft gewesen sein“, sagt Götherström. Ein zwar nicht schöner, aber aus Forscherperspektive ebenfalls faszinierender Blick in die Vergangenheit.

Hintergrund: In einer früheren Studie aus dem Jahr 2019 wurde das genetische Profil der Personen erfasst, die das Harz damals kauten. Konsequenterweise wurde nun mit etwas Zeitabstand nachgeschaut, welche Ernährungsweise damals zugrunde lag.

Die Kaugummis wurden bereits vor 30 Jahren neben Skelettknochen gefunden. Die archäologische Stätte Huseby Klev in Westschweden ist einer der ältesten Fundorte für menschliche Lebensspuren in dem skandinavischen Land.

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