Sehr seltene Entdeckung
Archäologen finden römische Siedlung – samt Grabstätte und Kalkofen
Archäologen haben bei Ausgrabungen im englischen Gloucester einen bemerkenswert gut erhaltenen Kalkofen aus römischer Produktion entdeckt. Experten vermuten, dass es sich um das erste vollständig freigelegte Modell dieser Art in der ganzen Region handelt.

Gefunden wurde die steinerne Struktur auf dem Gelände des Centre Severn, wo zwischen September 2020 und Februar 2021 umfangreiche Grabungen stattfanden. Vor 2.000 Jahren trug der Ort den Namen Glevum – eine römische Siedlung von beachtlicher Größe.
Der Kalkofen misst rund vier Meter im Durchmesser und gut zwei Meter in der Höhe. Ursprünglich war er wohl mit Erde und Gras bedeckt und diente der Herstellung von Branntkalk, einem zentralen Bestandteil für Baustoffe wie Mörtel und Zement.
Die Konstruktion besteht aus Steinblöcken, die in Lehm gesetzt wurden. Es war ein klassisches Bauverfahren der Römer. Fachleute gehen davon aus, dass der Ofen nur relativ kurz in Betrieb war. Entweder brach er von selbst in sich zusammen oder wurde gezielt zurückgebaut.
„Mit jedem neuen Fund können wir ein Stück mehr erzählen“
Spannend ist auch, was rund um den Kalkofen noch zum Vorschein kam: Neben zwei römischen Gebäuden fanden die Archäologen das Grab einer Frau, etwa Mitte 40. Radiokarbondaten datieren die Bestattung auf die Jahre 226 bis 336 nach Christus.

Schon frühere Untersuchungen des Areals hatten darauf hingedeutet, dass hier römische Überreste im Boden liegen könnten. Paolo Guarino von Cotswold Archaeology bewertet den Fund als kleinen archäologischen Meilenstein.
„Der Ofen ist in dieser Form ziemlich selten in Gloucestershire. Soweit ich weiß, ist das der einzige, der komplett freigelegt wurde.“ Er vermutet, dass der Ofen einst zu einem größeren Siedlungsgefüge gehört haben könnte.
Die Grabungen ermöglichen es, das damalige Landschaftsbild immer besser zu rekonstruieren. „Mit jedem neuen Fund können wir ein Stück mehr erzählen“, so Guarino gegenüber der BBC.