Kritik von den Liberalen und den Grünen
Christdemokraten in Norwegen fordern Regenbogenflaggen-Verbot an Schulen
Der Landesparteitag der norwegischen Christlichen Volkspartei (KrF) hat mit knapper Mehrheit beschlossen, das Hissen von Flaggen an öffentlichen Schulen auf die norwegische, samische und kvänische Flagge zu beschränken. In der Praxis bedeutet das: Die Regenbogenflagge – ein Symbol für Vielfalt und die Rechte der LGBTQ+-Gemeinschaft – dürfte demnach künftig nicht mehr auf Schulhöfen gehisst werden.
Zur Begründung heißt es im Antrag, Schulleitungen sollten nicht jedes Jahr neu entscheiden müssen, welche Flaggen zu welchen Anlässen erlaubt seien. Die Regelung solle für Klarheit und Einheitlichkeit sorgen. Klingt nach einer schwachen Begründung, die bloß die Homophobie der Christdemokraten verschleiern soll.
Kritik an dem Vorschlag kommt entsprechend auch von anderen Parteien.
Kritik von den Liberalen und den Grünen
Scharfe Kritik kommt von der liberalen Abgeordneten Ingvild Wetrhus Thorsvik (Venstre) am Vorschlag der KrF. Das berichtet die Lindesnes Avis.
Thorsvik, die auch dem Komitee von Lindesnes Pride angehört, nennt den Vorstoß problematisch – insbesondere für die Region Agder.
„Gerade hier ist die Sicht auf Homosexuelle schlechter als im Rest des Landes. Umso wichtiger ist es, ein sichtbares Zeichen für Vielfalt und Akzeptanz zu setzen“, betont sie.
Die KrF hatte zuvor argumentiert, Schulen sollten sich auf das Hissen der Nationalflagge beschränken, um politische Neutralität zu wahren.
Thorsvik sieht darin ein falsches Signal: „Die Regenbogenflagge steht nicht für Politik, sondern für Menschenrechte.“
Arild Hermstad, Vorsitzender der norwegischen Grünen (MDG), hat sein Land beim Landesparteitag der Grünen Anfang Mai in Fornebu als „wokeste Nation der Welt“ bezeichnet. Und damit die KrF ebenfalls scharf gescholten.
„Der Zeitpunkt könnte nicht schlechter sein und zeugt von null Empathie für verletzliche queere Menschen“, sagte Hermstad.
Christdemokraten in Norwegen
Die Christdemokraten in Norwegen vertreten die Interessen einer christlich aktiven Minderheit, die für ihre rückwärtsgewandte Weltsicht bekannt ist. Bei den Wahlen 2023 erreichte die Partei 4 Prozent der Stimmen. Die südnorwegische Provinz Agder gilt als eine Hochburg der Partei, sie erreicht dort zweistellige Ergebnisse, zuletzt 11,7 Prozent. In den meisten anderen Provinzen liegt man teils deutlich unter 5 Prozent.
Es gibt in Norwegen zwar eine Fünf-Prozent-Hürde, an der die Christdemokraten in den letzten Jahren zunehmend häufig scheitern. Allerdings verfügt die Partei über drei Direktmandate im Storting, dem norwegischen Parlament, und hat damit immerhin nicht ganz an Bedeutung verloren.