Facebooktwitterpinterestrssinstagram

Risiken für biologische Vielfalt durch Pflanzenschutzmittel unterschätzt

Sind Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft eine Gefahr für die Umwelt?

Pflanzenschutzmittel sind fester Bestandteil moderner Landwirtschaft – doch ihre Wirkung endet nicht zwangsläufig bei den Schädlingen, gegen die sie eingesetzt werden. Eine aktuelle Studie der Universität Helsinki zeigt: Auch Tierarten, die nicht direkt mit den Mitteln bekämpft werden, können Schaden nehmen.

Wegerich-Scheckenfalter Raupe
Der Wegerich-Scheckenfalter im Raupenstadium. (Foto: Ulla Riihimäki)
Untersucht wurden ein Pilz- und ein Unkrautbekämpfungsmittel sowie eine Mischung aus beiden auf den Kleinen Kohlweißling, einen Schmetterling, der häufig in Agrarlandschaften Finnlands vorkommt. Das Ergebnis: Schon eine kurzfristige Belastung im Larvenstadium führte zu verlangsamtem Wachstum und erhöhter Sterblichkeit – vor allem bei dem eingesetzten Fungizid.

Die Mischung aus beiden Wirkstoffen verringerte die schädlichen Auswirkungen des Fungizids auf die Entwicklung der Larven, obgleich die Entwicklung im Vergleich zu den Larven der Kontrollgruppe weiterhin langsamer verlief und sich zudem negativ auf die Fortpflanzungsfähigkeit der erwachsenen Schmetterlinge auswirkte.

„Wir wissen zu wenig über die Wirkung von Pflanzenschutzmitteln auf Nicht-Zielorganismen in der Natur“, warnt Doktorandin Ulla Riihimäki von der Universität Helsinki. Zwar gebe es gesetzliche Vorgaben und Labortests zur Toxizität neuer Wirkstoffe, doch diese decken nicht ab, wie sich Rückstände in realen Ökosystemen verhalten.

Es fehlt eine systematische Kontrolle

Tatsächlich fehlt es bislang an einer systematischen Überwachung der Rückstände in Böden und Lebensräumen. Zwar wird kontrolliert, ob Rückstände in Lebensmitteln oder Gewässern Grenzwerte überschreiten – wie viel davon aber tatsächlich bei Wildtieren ankommt, bleibt weitgehend unklar.

Für Professorin Marjo Saastamoinen, die die Studie betreut hat, ist klar: Die Risiken für die biologische Vielfalt durch Pflanzenschutzmittel sind bislang unterschätzt. Es brauche mehr Forschung und gezielte Überwachung, um den Schutz wildlebender Arten in Agrarräumen zu verbessern – und nicht nur die Ernteerträge.

„Die EU-Gesetzgebung sollte auch Tiere auf dem Land stärker in den Blick nehmen“, fordert Riihimäki. Denn klar ist: Was der Landwirtschaft nützt, kann für andere zum Risiko werden.

Quelle: Effects of fungicide and herbicide on a non-target butterfly performance

Unser QUIZ zum Thema FINNLAND

Sie wollen diesen Beitrag teilen?

Facebooktwitterredditpinterestmail
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest

0 Comments
älteste
neuste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen