Landhebung präziser denn je erfasst
Skandinavien hebt sich – und dabei verändert sich die Schwerkraft
Neue Satellitendaten belegen: Die skandinavische Halbinsel hebt sich weiter aus dem Meer – und dabei verändert sich auch die Schwerkraft. Der Grund: Die Erdkruste reagiert noch immer auf das Verschwinden der riesigen Eisschilde der letzten Eiszeit.
Die Grafik zeigt die Gravitationsveränderung in Fennoskandinavien, die durch eine Satellitengravimetrie-Mission (GRACE-Mission) und ein Landhebungsmodell ermittelt wurde. Die Einheit ist Mikrogal/Jahr. Gal ist definiert als 1 Zentimeter pro Sekunde im Quadrat (1 cm/s2). (Quelle: Königliche Technische Hochschule)
Geodäsie-Experten Mohammad Bagherbandi und Lars Sjöberg untersuchen seit Jahren den sogenannten postglazialen Rückpralleffekt in Fennoskandinavien – einem geologisch aktiven Gebiet, das Schweden, Norwegen, Finnland und Teile Russlands umfasst.
Höhere Dichte als bislang angenommen
In ihrer aktuellen Studie kombinieren sie Satellitenfernerkundung, GPS-Daten und terrestrische Schwerkraftmessungen zu einem neuartigen Modell. Ihr zentrales Ergebnis: Die Dichte des oberen Erdmantels in der Region liegt bei rund 3.546 Kilogramm pro Kubikmeter – mehr als bisher angenommen.
Die Landhebung in Skandinavien beträgt laut den Forschern derzeit bis zu einen Zentimeter pro Jahr.
„Diese Bewegung mag langsam sein, aber sie verändert über lange Zeiträume hinweg die Schwerkraftverteilung auf der Erde“, sagt Bagherbandi. Das neue Verfahren sei ein alternatives Werkzeug zur Analyse dieser Veränderungen – und zeige die zentrale Rolle globaler Beobachtungsnetze wie des Global Geodetic Observing System (GGOS) bei der Erforschung von Erdbewegungen.
Der Ansatz hat laut den Wissenschaftlern weitreichende Bedeutung – nicht nur für die Geodäsie, sondern auch für andere Disziplinen. Ein besseres Verständnis der isostatischen Hebung kann bei der Einschätzung künftiger Meeresspiegelveränderungen helfen und die Vorbereitung auf Naturgefahren verbessern.
Auch in Nordamerika läuft derzeit eine ähnliche Untersuchung, die das großflächige Anheben ehemaliger vergletscherter Regionen analysiert.
Quelle: A short note on GIA related surface gravity versus height changes in Fennoscandia