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Teure Fellesferie

Schwacher Wechselkurs schreckt Norweger von Urlaub in Dänemark ab

Der Tourismus in Dänemark muss einen herben Rückschlag verkraften: Die Zahl der Übernachtungen norwegischer Gäste in Ferienhäusern ist 2024 um ein Drittel eingebrochen. Grund ist vor allem der schlechte Wechselkurs – der macht Dänemark für Norweger deutlich teurer als noch vor wenigen Jahren.

Bøsøre Strand Fünen
Eine Ferienhaus am Bøsøre Strand auf Fünen. (Foto: AP / Nordisch.info)
Laut aktuellen Zahlen des Statistischen Amtes Denmarks ist der Rückgang deutlich und anhaltend. Seit drei Jahren liegt der Kurs der norwegischen Krone bei etwa 66 Øre, was die Kaufkraft norwegischer Touristen in Dänemark massiv schmälert. Dänemark, traditionell ein beliebtes Reiseziel für Norweger, verliert spürbar an Attraktivität.

Ferienhaus verkauft – wegen des Kurses

Der Dänische Rundfunk DR berichtet von Hallgeir Oftedal, 73, aus Kristiansand, der die Problematik aus eigener Erfahrung kennt. Im vergangenen Herbst verkaufte er zusammen mit seiner Frau ihr Sommerhaus im nordjütländischen Sæby. Die dänische Krone sei einfach zu stark, sagt der ehemalige Journalist. Zwar hätten sie mit dem Verkauf einen Gewinn gemacht – doch auch die steigenden Unterhaltskosten und das Alter hätten zur Entscheidung beigetragen.

„Wir lieben Dänemark, wir kommen weiterhin regelmäßig – aber für einen klassischen Sommerurlaub ist es einfach zu teuer geworden“, sagt Oftedal. Einen Wandel erwartet er erst, wenn sich die Wechselkurse wieder angleichen. „Das kann Jahre dauern.“

Tourismus wirbt mit Sparpotenzial

Trotz der Flaute gibt sich VisitDenmark nicht geschlagen. Gemeinsam mit der regionalen Tourismusorganisation VisitNordvestkysten versuchen sie, mit gezielten Maßnahmen gegenzusteuern, heißt ers beim DR. Eine zentrale Idee: den Urlaubszeitpunkt verschieben.

„Wenn norwegische Gäste ihren Urlaub nur um eine Woche aus der Hochsaison herauslegen, können sie mehr als 2.000 Kronen [etwa 270 Euro, Anm. d. Red.] bei der Ferienhausmiete sparen“, erklärt Peter Krusborg, Direktor von VisitNordvestkysten. Doch das sei leichter gesagt als getan. Die norwegische Fellesferie – drei Wochen gemeinsamer Sommerurlaub im Juli – sei tief verwurzelt. Eine flexible Verteilung wie bei deutschen Urlaubern sei nicht realistisch.

Konkurrenz aus dem Süden

Die Zurückhaltung der Norweger komme nicht nur durch den Wechselkurs. Auch die wachsende Zahl günstiger Pauschalreisen setze Dänemark unter Druck. „Ein All-Inclusive-Urlaub im Süden kostet inzwischen oft weniger als eine Woche an der dänischen Nordseeküste“, so Krusborg.

Die norwegische Pauschalreisenindustrie wachse, während Dänemark – auch abseits der Unterkünfte – als hochpreisiges Ziel wahrgenommen werde.

„Dänemark ist für viele einfach zu teuer geworden“, bringt es Oftedal auf den Punkt. Vom Restaurantbesuch bis zum Supermarkteinkauf – alles koste mehr.

Gemeinsame Werte, aber unterschiedliche Preise

Trotz aller Probleme hebt Krusborg die enge Beziehung zwischen beiden Ländern hervor. „Norweger schätzen Dänemark – nicht nur wegen der Natur, sondern weil sie sich in den Menschen wiederfinden.“

Doch es zählt, was unterm Strich steht. Und das lässt sich aktuell in weniger norwegischen Autokennzeichen auf dänischen Parkplätzen ablesen.

Deutsche Touristen strömen weiterhin nach Dänemark

Auch wenn die Dänen ihre Norweger vermissen, so gehr es der Ferienhausbranche in Dänemark weiterhin gut, auch dank deutscher Touristen.

Im Jahr 2024 wurden landesweit 23,5 Millionen Übernachtungen in Ferienhäusern gezählt – ein Plus von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das entspricht rund einer halben Million zusätzlicher Übernachtungen im Vergleich zu 2023.

Besonders stark fiel erneut das Interesse deutscher Gäste ins Gewicht. Ihre Übernachtungen stiegen um vier Prozent und setzten damit den positiven Trend der Vorjahre fort. Die Zahl der dänischen Übernachtungen blieb mit sechs Millionen stabil.

Nur aus Skandinavien kommen nun weniger Menschen. Schweden verzeichnete ein Minus von 18 Prozent, Norwegen, wie schon erwähnt Rückgang von 33 Prozent – ein Dämpfer für die Tourismusbranche, die auf die kaufkräftigen Gäste aus dem Norden sich nicht mehr ganz verlassen kann.

Alle Regionen des Landes verzeichneten einen Anstieg bei den Ferienhausübernachtungen:

  • Region Syddanmark (Südjütland) bleibt mit 8,5 Millionen Übernachtungen die stärkste Region (+2 %, +163.000 Übernachtungen).
  • Region Hovedstaden (Hauptstadtregion) verzeichnete mit +10 % (+142.000 Übernachtungen) den größten relativen Zuwachs.
  • Region Midtjylland: +101.000 Übernachtungen
  • Region Nordjylland: +90.000 Übernachtungen
  • Region Sjælland: +43.000 Übernachtungen

Trotz des Rückgangs aus Teilen Skandinaviens bleibt der Ferienhaustourismus in Dänemark insgesamt auf stabilem Wachstumskurs. Ein Preisverfall auf diesem Gebiet ist daher nicht zu erwarten.

Aber das Gute für Dänen und Deutsche gleichermaßen ist, dass der Norwegenurlaub für sie derzeit erschwinglicher ist.

Unser QUIZ zum Thema Dänemark

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