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Litauens bewegte Jahrhunderte und seine Berühmtheiten

Die Geschichte Litauens seit dem Neolithikum

Die Geschichte Litauens, zumindest soweit es die Besiedelung des südlichen Baltikums betrifft, ist annähernd 12.000 Jahre alt. Die verschiedenen Perioden, die letztlich im Status quo des jungen 21. Jahrhunderts mündeten, werden nachfolgend kurz und übersichtlich vorgestellt. Ebenso berühmte Persönlichkeiten aus Litauen.

litauen geschichte
Viele Jahrzehnte auf dem Buckel: Betagte Gebäude in der Altstadt von Klaipeda. (Foto: A. Knappe, Nordisch.info)

Das Neolithikum

Die Zeit um 10.000 vor Christus gilt als Zäsur in der Menschheitsgeschichte. Es ist die Zeit, in der Jäger und Sammler damit begannen, sich häuslich niederzulassen.

So auch im Bereich des heutigen Litauen. Besonderheit: Das Abschmelzen des eiszeitlichen Gletschers über dem Norden Europas hatte eine Besiedelung der Ostseeregion erstmals möglich gemacht.

Zu ersten Scharmützeln kam es ab 2.500 v. Chr., als Eindringlinge aus dem Süden den Versuch unternahmen, die Ländereien der ansässigen Fischer und Bauern zu erobern.

Im Zuge dieser Auseinandersetzungen kam es zur Entstehung verschiedener baltischer Stämme, deren Einflüsse und Namen in Litauen bis heute kulturell verankert sind.

Mittelalter und Neuzeit

Anders als Lettland und Estland konnte Litauen bereits im Mittelalter auf eine territoriale Einheit verweisen: das Großfürstentum Litauen.

Überregional akzeptiert und etabliert ab 1300, erhielt das Fürstentum um 1323 mit Vilnius ein urbanes Zentrum. Die das Territorium bis dato beherrschende Burg Trakai hatte als Sitz der Krone ausgedient.

Geografisch überragte das damalige Litauen das heutige in der Folgezeit um Längen, denn bis zur Hälfte des 14. Jahrhunderts gehörten auch große Teile Weißrusslands und der Ukraine dem Großfürstentum an.

Seine Eigenständigkeit verlor Litauen im Jahr 1569 durch die Gründung einer politischen Vereinigung mit Polen. Die polnisch-litauische Adelsrepublik trug fortan den Namen Union von Lublin.

Grund für den Schulterschluss war auch, dass das Russische Reich zuvor mehrfach vehement versucht hatte, militärische Kontrolle über das Großfürstentum Litauen zu erlangen.

Bis ins späte 18. Jahrhundert hinein konnte die politische Vereinigung mit Polen Schlimmeres verhindern. 1795 jedoch war es soweit: Litauen stand erstmals unter russischer Herrschaft.

mythen litauen
Die Litauer pflegen ihre Mythen: schaurig-schöne Holzskulpturen auf dem „Hexenberg“ – uralte Kultstätte auf der Kurischen Nehrung. (Foto: A. Knappe, Nordisch.info)

20. Jahrhundert bis Gegenwart

Aus den Wirren des 1. Weltkrieges und der russischen Oktoberrevolution heraus kam es 1918 zur Gründung der unabhängigen Republik Litauen.

Und nach der folgenden Abwehr polnischer und bolschewistischer Angriffe auf die staatliche Souveränität besiegelte Litauen 1920 den lang ersehnten, wenn auch nur vorübergehenden Schritt in die parlamentarische Demokratie.

Bereits 1940 geriet Litauen erneut unter russichen Einfluss – für weitere fünf Jahrzehnte.

Einen Meilenstein hin zur erneuten Autonomie des Landes markierte im Jahr 1988 die sogenannte Singende Revolution.

Eine friedliche Reformbewegung, die neben Litauen das gesamte Baltikum erfasste und am 23. August 1989 in einer fast 600 Kilometer langen Menschenkette endete – als alles überragendes Symbol für den Unabhängigkeitswillen der drei baltischen Staaten.

Am 11. März 1990 kam es schließlich zur Proklamation der erneuten litauischen Autonomie, allerdings gefolgt vom Versuch pro-sowjetischer Kräfte, die junge Demokratie mit Panzern zu stürzen. Bei den sogenannten „Januarereignissen“ (13. Januar 1991), starben in Vilnius 14 junge Gegendemonstranten.

Bei einer Volksabstimmung am 8. Februar 1991 bestätigten die Bürgerinnen und Bürger Litauens schließlich ihr „Ja“ zur Unabhängigkeit von Moskau. Die Wahlbeteiligung lag damals bei rund 85 Prozent. 90,5 Prozent davon votierten für die Freiheit.

2004 folgten Litauens Schritte in die NATO und die Europäische Union (EU). Seit dem 1. Januar 2015 führt das Land als Währung den Euro.

Zeittafel zur litauischen Geschichte


› Um 10.000 v. Chr.: Erste Besiedlungen auf dem Gebiet des späteren Litauen.

› 1253 n. Chr.: Krönung des Großfürsten Mindaugas zum ersten und einzigen litauischen König.

› 1323: Vilnius wird durch Großfürst Gediminas gegründet.

› Ab 1387: Die Christianisierung Litauens beginnt.

› 1410: In der Schlacht bei Tannenberg fügt ein litauisch-polnisches Heer dem Deutschen Ritterorden eine vernichtende und zugleich legendäre Niederlage zu.

kogge juodkrante
Fahrtüchtiger Nachbau einer Hanse-Kogge im Hafen von Juodkrante: ein Restaurant der speziellen Art. (Foto: A. Knappe, Nordisch.info)
› 1393-1430: Unter Vytautas dem Großen entwickelt sich Litauen zu einem der einflussreichsten und größten europäischen Staaten.

› 1569: Staatliche Vereinigung von Litauen und Polen.

› Februar 1918: Erste Unabhängigkeitserklärung Litauens.

› März 1939: Abtretung der Region Memelland an Deutschland.

› Juni 1940: Besetzung Litauens durch sowjetische Truppen im Zuge des Hitler-Stalin-Paktes.

› Juni 1941: Besetzung des Baltikums durch die Deutsche Wehrmacht.

› 1941-1944: Verfolgung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung Litauens durch Hitlers Truppen.

› 1944: Besetzung Litauens durch die Rote Armee. Nachfolgende Eingliederung in das Sowjetgefüge.

› August 1989: Eine Million Menschen schließen sich zu einer Menschenkette von Tallinn (Estland) über Riga (Lettland) bis nach Vilnius zusammen.

› März 1990: Die Zweite Litauische Unabhängigkeit tritt in Kraft.

› August 1991: Anerkennung Litauens durch die Europäische Gemeinschaft.

› September 1991: Litauen wird Mitglied der Vereinten Nationen.

› Mai 2004: Litauen wird Mitglied der Europäischen Union.

› Dezember 2007: Das Schengen-Abkommen tritt in Kraft. Damit entfallen für Reisende aus den EU-Staaten die Grenzkontrollen.

› 1. Januar 2015: Litauen tritt als 19. Land der Eurozone bei.

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Hier und da sieht man sie noch in Litauen, die architektonischen Fußspuren der Sowjetzeit – im krassen Gegensatz zur Vielzahl wunderschön sanierter Altbauten. (Foto: A. Knappe, Nordisch.info)

Bekannte Persönlichkeiten aus Litauen


Nachfolgend finden Sie eine Auflisting von litauischen Persönlichkeiten, die nicht nur auf nationaler Ebene, sondern auch landesübergreifend bekannt, teils berühmt sind. Zur besseren Veranschaulichung erfolgt eine Einteilung nach Genres und Wirkungsbereichen.

Dichter und Schriftsteller:
Antanas Baranauska (*17.01.1835 in Anykščiai, †26.11.1902 in Anykščiai)
› Dichter und Geistlicher

Alexander Berkman (*21.11.1870 in Vilnius, †28.06.1936 in Nizza/Frankreich)
› Schriftsteller und Anarchist

Kristijonas Donelaitis (*01.01.1714 in Lasdinehlen/Kaliningrad, †18.02.1780 in Tollmingkehmen/Kaliningrad)
› Dichter und Geistlicher

Tomas Venclova (*11.09.1937 in Memel)
› Dichter und Schriftsteller

Kunst und Musik:
Kazys Viktoras Banaitis (*05.03.1896 in Vaitekupiai, †25.12.1963 in New York/USA)
› Komponist

Mikalojus Konstantinas Čiurlionis (*22.09.1875 in Varėna, †10.04.1911 in Pustelnik/Polen)
› Komponist und Maler

Jascha Heifetz (*02.02.1901 in Vilnius, †10.12.1987 in Los Angeles/USA)
› Star-Violinist

Lena Valaitis (*07.09.1943 in Memel)
› Litauisch-deutsche Schlagersängerin

Vytautas Barkauskas (*25.03.1931 in Kaunas)
› Komponist

Fürsten und Könige:
Mindaugas I. (*1203, †1263)
› Litauischer Fürst und König

Gediminas (*1257, †1341)
› Litauischer Großfürst

Algirdas (*1296, †1377)
› Litauischer Großfürst

Jogaila (*1348, †1434)
› Litauischer Großfürst und polnischer König

Politikerinnen und Politiker:
Antanas Smetona (*10.08.1874 in Užulėnis, †09.01.1944 in Cleveland/USA)
› Litauischer Präsident 1918 und 1926 bis 1940

Antanas Merkys (*01.02.1887 in Bajorai, †05.03.1955 in Malenki/Ukraine)
› Litauischer Premierminister und Präsident

Justas Paleckis (*22.01.1899 in Telšiai, †26.01.1980 in Vilnius)
› Vorsitzender des Ministerrates der Litauischen Sozialistischen Sowjetrepublik

Valdas V. Adamkus (*03.11.1926 in Kaunas)
› Von 1998 bis 2003 und 2004 bis 2009 litauischer Präsident

Vytautas Landsbergis (*18.10.1932 in Kaunas)
› Chef der Unabhängigkeitsbewegung von 1988 bis 1990, Parlamentsvorsitzender von 1990 bis 1996

Dalia Grybauskaitė (*01.03.1956 in Vilnius)
› Von 2009 bis 2019 litauische Staatspräsidentin

Sportlerinnen und Sportler:
Arvydas Sabonis (*19.12.1964 in Kaunas)
› Litauischer Basketballspieler, gehört seit 2011 der Hall of Fame der NBA an

Vigindas Petkevičius (*30.11.1970 in Kaunas)
› Litauisch-deutscher Handballspieler und -trainer

Virgilijus Alekna (*13.02.1972 in Terpeikiai)
› Litauischer Diskuswerfer, je zweimal Olympiasieger und Weltmeister

Šarūnas Jasikevičius (*05.03.1976 in Kaunas)
› Litauischer Basketballspieler, Europameister 2003

Austra Skujyte (*12.08.1979 in Biržai)
› Litauische Leichathletin, 2004 im olympischen Siebenkampf mit Silber dekoriert

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