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Ukrainische Front

Überleben im Krieg: Was Rekruten von einem ukrainischen Sanitäter lernen können

Ein Sanitäter der ukrainischen Streitkräfte spricht mit der finnischen Zeitung Iltalehti. Nicht über große Strategie, sondern darüber, was er den finnischen Reservisten aus der Praxis des Krieges empfehlen könne. Es seien die kleinen Dinge, die entschieden – vor allem, wenn ein Verwundeter 24 Stunden im Graben liege, bevor er evakuiert werden könne.

Überleben im Krieg
(Foto: Richard Bell)
Das, was der ukrainische Sanitäter Serhi Umka zu sagen hat, interessiert in Finnland rund 900.000 Reservisten. Jeder Mann in dem nordischen Land hat Dienst geleistet, ob mit Gewehr oder im Zivil- und Innendienst. Der Krieg in der Ukraine liefert Lektionen – auch für Helsinki.

„Die goldene Stunde ist ein Märchen“, sagt er. Früher galt: Wer innerhalb einer Stunde nach Verwundung behandelt wird, hat gute Chancen. Heute? „Wenn überhaupt, dann sind es goldene 24 Stunden.“ Drohnen am Himmel, Artillerie im Nacken – Evakuierung sei keine Frage von Minuten, sondern der Geduld. Und der Improvisation.

Umka sagt klipp und klar: Die Standardvorgaben taugen im Ernstfall nichts. „Verband anlegen und warten“ – das reicht nicht, wenn keine Sanitäter kommen. Die Folge? Infektionen. Amputationen. Wer im Schützengraben überlebt, hängt oft davon ab, ob er weiß, wann ein Verband gewechselt werden müsse, so der erfahrene Sanitäter und Ausbilder bei der 100. mechanisierten Brigade.

Viele Verwundete überleben, weil sie ihre eigenen Sanitätspacks richtig einsetzen – oder Glück haben. Manchmal bringt eine Drohne den Verband. Manchmal reicht das, um ein paar Stunden rauszuschinden.

Was als Lebensretter gedacht ist, wird zur Amputationsursache

Tourniquets, also Aderpressen, sind oft die letzte Hoffnung. Falsch angewendet, machen sie aber aus einem verletzten Bein einen Fall für die Säge.

„Viele Soldaten wissen nicht, wie man damit umgeht. Sie wissen nicht, wann man wechseln muss, wie man Druck reduziert, ohne das Leben zu riskieren“, sagt Umka. Was als Lebensretter gedacht ist, wird dann zur Amputationsursache.

Die aktuelle NATO-Ausbildung – Tactical Combat Casualty Care, kurz TCCC – reicht laut Umka nicht mehr aus. Die Notfallgrundlagen helfen nicht, wenn Hilfe erst nach Stunden kommt.

„Wir müssen die Standards anpassen. ASM – also das grundlegende Level – ist zu wenig. Wer draußen ist, braucht Fähigkeiten auf CLS-Niveau“, sagt er. CLS steht für Combat Lifesaver – ein Level, das den Unterschied macht, wenn kein Arzt kommt.

Einmal hat Umka eine Eigenbluttransfusion in einem Auto durchgeführt – mitten im Kriegsgebiet. Der Soldat hat überlebt. Solche Geschichten seien Alltag geworden.

Quelle: iltalehti.fi

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