Zwei Jahre Haft gefordert
Verwahrloste Rinder im Naturpark: Zwei Beamte wegen Tierquälerei vor Gericht
Im Januar 2021, während ganz Dänemark pandemiebedingt stillstand und Familien auf den verschneiten Hängen im Nationalpark Mols Bjerge Schlitten fuhren, starben auf nahegelegenen Weiden staatlich gehaltene Rinder – an Hunger. Jetzt stehen zwei Beamte der dänischen Naturschutzbehörde in einem aufsehenerregenden Prozess vor Gericht. Der Vorwurf: massive Vernachlässigung von 76 Rindern, in 29 Fällen mit dem Charakter schwerer Misshandlung.
„Das ist nicht einfach eine Panne – das ist grotesk“, sagt Yvonne Johansen von der Tierschutzorganisation Dyrenes Beskyttelse, wie der DR schreibt. Sie spricht von einem Vertrauensbruch: „Gerade von einer Behörde erwarten wir, dass sie das Tierschutzgesetz einhält.“
Naturschutzbehörde zeigt sich schuldbewusst
Beide Angeklagten, mittlerweile pensioniert bzw. suspendiert, weisen die Vorwürfe zurück. Die Staatsanwaltschaft fordert harte Strafen: bis zu zwei Jahre Haft und ein fünfjähriges Berufsverbot im Umgang mit Tieren – das Maximum bei Tierquälerei nach dänischem Recht.
Die Naturschutzbehörde selbst hat bereits Verantwortung übernommen. Sie zahlte eine Strafe von 800.000 Kronen (107.000 Euro) und räumte ein, zu spät reagiert zu haben. Erst im März 2021 wurde die Leitung über die Vorgänge informiert.
Der Prozess, der vor dem Gericht in Randers stattfindet, umfasst neun Verhandlungstage bis zum 21. Mai. Beobachter erwarten wichtige Erkenntnisse – auch im Hinblick auf die Zukunft.
Denn in den kommenden Jahren sollen 24 neue Naturparks in Dänemark entstehen. In diesen Parks sollen Rinder und Pferde ganzjährig ohne Zufütterung leben – auch im Winter. Die Aufsicht liegt bei derselben Behörde, die in Mols versagt hat.
Für Johansen ist klar: „Wir müssen aus diesem Fall lernen. Es braucht klare Notfallpläne, falls Tiere nicht genug Futter finden. Sonst riskieren wir, dass sich solche Tragödien wiederholen.“
Die ersten beiden Parks sollen bereits im Sommer eröffnet werden – in Gribskov und Fussingø. Doch der Fall von Mols Bjerge belastet nun das Bild vom Projekt.