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Widerstandsfähig, nahrhaft – und schwer zu züchten

Klimaretter aus der Vergangenheit: Alte Getreidesorte könnte Europas Landwirtschaft verändern

Eine der ältesten Getreidearten der Welt rückt in den Fokus moderner Forschung – mit vielversprechenden Aussichten für eine klimawandelresistente Landwirtschaft. Sorghumhirse, auch als Durrakorn bekannt, punktet mit erstaunlichen Eigenschaften: Es kommt mit wenig Wasser aus, hält Hitze sowie Überflutung stand, braucht kaum Dünger und ist von Natur aus glutenfrei. Doch wie die Pflanze all das schafft, war bislang weitgehend unerforscht. Das könnte sich nun ändern.

Sorghumhirse, alte Getreidesorte
Sorghum ist in Afrika bereits eine wichtige Nutzpflanze, aber Forscher glauben, dass dies in Zukunft auch für Europa gelten könnte. (Foto: Getty)
Ein internationales Forschungsteam unter Leitung der Universität Kopenhagen hat zwei neue Werkzeuge entwickelt: eine umfassende Sorghum-Biobank und die Technologie „FIND-IT“, die gezielt Mutationen in der DNA großer Saatgutbestände identifizieren kann.

Gemeinsam ermöglichen sie eine präzisere und schnellere Züchtung als je zuvor – und könnten Sorghum zur Schlüsselpflanze im globalen Süden und in Europa machen.

Widerstandsfähig, nahrhaft – und schwer zu züchten

Sorghum ist reich an pflanzlichem Eiweiß, Ballaststoffen und Mineralien. Die Pflanze nutzt Stickstoff effizient und trägt so zur Boden- und Artenvielfalt bei. Gleichzeitig ist sie widerstandsfähig gegen klimatische Extreme. Dennoch blieb ihr Potenzial bislang ungenutzt – nicht zuletzt, weil Sorghum sich modernen Gentechnikverfahren wie CRISPR bisher weitgehend widersetzt.

„Sorghum ist genetisch schwer zugänglich. Die klassische Züchtung dauert lange, und Werkzeuge wie CRISPR helfen nur begrenzt“, sagt Nanna Bjarnholt von der Universität Kopenhagen.

„Mit der neuen Biobank und FIND-IT haben wir jetzt beides: eine riesige Sammlung genetischer Vielfalt – und eine Methode, um gezielt nach den relevanten Genen zu suchen.“

Sorghum für den globalen Süden – und den Norden

In Afrika gehört Sorghum schon heute zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln. Aber auch Europa könnte vom robusten Getreide profitieren – vor allem angesichts zunehmender Dürre und Bodenerosion.

„Sorghum ist ideal für Regionen mit schwierigen Anbaubedingungen“, erklärt Professor Birger Lindberg Møller.

„Wir können jetzt Sorten entwickeln, die auf europäische Böden abgestimmt sind und gleichzeitig hochwertige pflanzliche Lebensmittel liefern.“

Gleichzeitig biete die neue Forschungsplattform auch Chancen für tropische und subtropische Regionen: „Gerade in Subsahara-Afrika kann eine dürreresistente, nährstoffeffiziente Pflanze wie Sorghum entscheidend zur Ernährungssicherheit beitragen.“

Gen-Puzzle mit PCR-Technik

Die „FIND-IT“-Methode nutzt PCR-Tests – bekannt aus der Corona-Zeit –, um gezielt Genvarianten aus der 150.000 Samen umfassenden Biobank herauszufiltern. Damit lassen sich bestimmte Eigenschaften wie Trockenresistenz oder Nährstoffgehalt effizienter identifizieren und weiterentwickeln.

Die neue Plattform ist offen für die internationale Forschungsgemeinschaft – und werde bereits stark nachgefragt, so die Uni Kopenhagen.

„Sorghum gibt uns noch immer viele Rätsel auf“, sagt Bjarnholt. „Aber wir kommen schneller voran als je zuvor. Und das Interesse weltweit zeigt: Die Zeit für Sorghum ist reif.“

Ein neuer wissenschaftlicher Artikel, der in einer Sonderausgabe der Pflanzenfachzeitschrift Physiologia Plantarum veröffentlicht wurde, befasst sich mit neuen Züchtungstechniken.

In diesem Artikel stellen die Forscher die beiden neuen Forschungsressourcen vor, die in enger Zusammenarbeit zwischen der Universität Kopenhagen, dem Carlsberg-Labor und der Universität Queensland in Australien entwickelt wurden.

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