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Befragung

Was halten Schweden außerhalb Stockholms von Stockholm?

Ein Stockholmer trifft einen Göteborger und sagt: „Wir Stockholmer nennen euch Göteborger Kålle und Ada. Wie nennt Ihr uns?“ – „Wir reden nie über euch.“ Dieser Witz aus Göteborg zeigt, wie das Verhältnis zwischen den Bewohnern der zwei größten Städte des Landes ist.

Södermalm, Stockholm
In Södermalm, einem zentralen Bezirk von Stockholm. (Foto Jon Flobrant)

Die Rivalität zwischen Göteborgern und Stockholmern ist berühmt-berüchtigt. Natürlich redet der Göteborger über den Stockholmer. Er nennt ihn unter anderem despektierlich nollåtta, nach der Städtevorwahl 08.

Aber was halten die Schweden, die selbst nicht in Stockholm leben, wirklich von ihrer Hauptstadt? Das hat nun eine Befragung der Stockholmer Handelskammer untersucht. Dabei kam ein wenig schmeichelhaftes Ergebnis für die größte Stadt Schwedens zu Tage. Oder vielleicht gerade doch. Schon Wilhelm Busch war der Meinung, dass Neid die aufrichtigste Form der Anerkennung sei.

Befragt wurden 2.067 Leute außerhalb Stockholms. 40 Prozent der Befragten finden, dass die Diskrepanz zwischen Stockholm und dem Rest des Landes in den letzten 10 Jahren größer geworden sei. Es hat sich eine bestimmte Gruppe von Leuten herauskristallisiert, die der Annahme ist, dass positive Entwicklungen für Stockholm negativ für den Rest des Landes gewesen seien.

Zu dieser Gruppe gehören: Ältere Menschen, Kleinstadtbewohner, Menschen, die nie in Stockholm gelebt haben, Sympathisanten der rechtspopulistischen Partei Sverigedemokraterna (Die Schwedendemokraten, SD), Menschen, die aus von der Landwirtschaft lebenden Familien stammen, und solche mit niedriger Bildung.

Fredrik Torehammar, Vertreter der Handelskammer Stockholm, sagte gegenüber der Website The Local Sweden: „Wenn man sich die Fakten genau anschaut, so deutet nichts darauf hin, dass das Wachstum Stockholms auf Kosten des Restes des Landes geht. Jedoch zeigt die Erhebung, dass viele Menschen außerhalb Stockholms sich abgehängt fühlen, sie denken, sie hätten nicht den gleichen Zugang zu bestimmten Dienstleistungen. Sie sind zum Beispiel unzufrieden mit dem Postwesen oder der Gesundheitsversorgung. Sie wünschen sich eine bessere Infrastruktur, und sie haben das Gefühl, dass die Stockholmer nicht verstünden, wie es ist, anderenorts in Schweden zu leben.“

37 Prozent der Befragten gaben an, die Stockholmer verstünden wenig vom Leben im Rest des Landes.

Dies sei kein neues Gefühl, sagte Torehammar gegenüber The Local, neu sei jedoch die Vielzahl von Leuten, die denken, dass die Schere immer weiter auseinander gehe. Ein Teil der Erklärung dafür könne sein, dass, obwohl es in den letzten Jahren für ganz Schweden gut lief, Stockholm besonders gewachsen ist. Zudem führte Torehammar den in der westlichen Welt allgemein erstarkenden politischen Populismus an, der immer zwischen den Großstädtern und den Leuten auf dem Lande polarisiere.

Was mögen die Schweden an ihrer Hauptstadt?

Was ist gut an Stockholm? 14,6 der Befragten gaben an, die Freizeitmöglichkeiten, die die Stadt biete. Für 12,2 war die Kultur das beste an Stockholm. 12 Prozent gaben an, die Stadt sei schön. Immerhin 8,7 Prozent gaben auf die Frage, was das beste an Stockholm sei, die Antwort „nichts“, „nicht dort zu sein“ und „die Stadt zu verlassen“.

Was mögen die Schweden nicht an Stockholm?

21,4 Prozent gaben an, den Stress in Stockholm nicht zu mögen. Für 18,3 Prozent sind dort zu viele Menschen, 14,5 Prozent mögen den Stockholmer Verkehr nicht. 36 Prozent konnten sich überhaupt nicht vorstellen, dort zu leben.

Schaut man allein auf die Gruppe der 18-29 Jährigen, so gaben von ihnen 41 Prozent an, sie könnten sich vorstellen, in Stockholm zu leben.

Interessanterweise kam bei der Studie auch heraus, dass die Schweden hauptsächlich nur gegenüber anderen Schweden über ihre Hauptstadt schimpften. Mehr als die Hälfte (56%) gab an, gegenüber Nicht-Schweden die Hauptstadt zu loben. Sie würden Dinge sagen, wie „es ist sehr schön dort“, „Du solltest die Stadt besuchen“. Im Allgemeinen zeigten sie Stolz auf ihre Hauptstadt gegenüber Fremden, so Fredrik Torehammar.

Wir schließen diesen Bericht mit einer weiteren Probe des Göteborger Humors und hätten gerne den dritten Preis der Verlosung:

Im Fenster eines Tabakgeschäfts in Göteborg steht: Kauft Lose!
Erster Preis: Eine Woche Stockholm.
Zweiter Preis: Zwei Wochen Stockholm.

ap

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