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Schlemmerei auf Orkney

Schottland: Forscher finden bei Ausgrabungen Hinweise auf antike „Fressorgie“

Archäologen müssen bei Ausgrabungen ja bekanntlich auf alles gefasst sein. Aber manchmal dürfte es auch ihnen fast die Sprache verschlagen. So ähnlich dürfte es Martin Carruthers von der University of the Highlands and Islands ergangen sein, als er kürzlich mit seinem Team eine eisenzeitliche Fundstelle auf der Insel South Ronaldsay untersuchte.

Orkney Archäologie
Die Kochgrube, die in die Überreste der Broch-Wand geschnitten wurde.
(Foto: University of the Highlands and Islands Archaeology Institute)
Die Insel ist Teil der Orkneys, die wiederum ein Archipel ganz im Norden Schottlands bilden. Die Orkneys sind heute dünn besiedelt – und waren es erst recht in der Antike, weshalb man sich den jüngsten Fund der Archäologen sprichwörtlich auf der Zunge zergehen lassen sollte.

Gefunden wurden in einer Kochgrube nämlich annähernd 20.000 gekochte Muschelreste, die während eines Festes oder einer Zeremonie verzehrt worden sein müssen. Mittels einer Radiokarbondatierung wurde die Versammlung auf das fünfte oder sechste Jahrhundert nach Christus rückdatiert.

Nachdem die Anwesenden die Muscheln gekocht und verzehrt hatten, warfen sie die Überreste scheinbar zurück in die Grube, wo sie nun – schlanke 1.500 Jahre später – wieder zum Vorschein kamen.

„Da wir von einer kurzen, einmaligen Veranstaltung ausgehen, handelt es sich hierbei um eine wirklich erstaunliche Anzahl von Muscheln“, teilte Carruthers mit. „Das alles deutet darauf hin, dass es ein sehr besonderes Essereignis gewesen ist, das hier stattgefunden hat.“

Orkney Eisenzeit
Die Grube mit einigen der an Ort und Stelle vorhandenen Muscheln in dem reichhaltigen schwarzen organischen Material, der Asche des Kochvorgangs.
(Foto: University of the Highlands and Islands Archaeology Institute)
Daran müsse eine ganze Dorfgemeinschaft oder mehr beteiligt gewesen sein, ist sich der Archäologe sicher. Womöglich wäre Fressorgie die korrekte Kategorie für das, was er und sein Team im Boden gefunden haben.

Die Kochgrube gehörte scheinbar zu einem Haus, dessen Grundmauern bei den Ausgrabungen ebenfalls gefunden und analysiert wurden. Das Gebäude könnte zur Produktion und Lagerung von Nahrungsmitteln genutzt worden sein, mutmaßt Carruthers.

Eventuell hätte es auch eine rituelle Funktion gehabt, was wiederum zu der proteinreichen Schlemmerei passen würde, die dort stattgefunden haben muss.

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sh

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