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Aus Habgier in Lüftungsschacht geworfen?

Litauische Post stellte letzten Dezember Briefe mit 50 Jahren Verspätung zu

Es muss ein unwirklicher Moment gewesen sein, den die Litauerin Genovefa Klonovska im Dezember 2021 erlebt hat. Da erhielt sie nämlich Post von einer Brieffreundin aus Polen, – die vor über 50 Jahren an sie adressiert worden ist. An ein damals 12-jähriges Mädchen.

litauen post
50 Jahre Verspätung sind gerade bei der Post eine sehr, sehr lange Zeit. Leider konnten einige Adressaten nicht mehr lebend erreicht werden, sondern nur noch über die Nachfahren. (Foto: Atlantios)

„Ich dachte, mir spielt jemand einen Streich“, sagte nun Klonovska in einem Interview, nachdem in Litauen nicht nur ihre, sondern gleich reihenweise postalische Kuriositäten bekannt geworden waren.

Von insgesamt 17 Briefen aus der Zeit um 1970 ist die Rede, die alle ein und dasselbe Schicksal teilten: Sie sind aus nicht abschließend geklärten Gründen verlorengegangen. In einem ehemaligen Postamt am Stadtrand von Vilnius.

Da sich das Haus inzwischen in Privatbesitz befindet, dürfte die Zuständigkeit der litauischen Post längst verjährt sein. Und auch dem neuen Hauseigentümer hätte das Ganze ja im Grunde egal sein können, als Bauarbeiter den Stapel Briefe bei Wandsanierungen in einem Lüftungsschacht fanden.

„Die Arbeiter schlugen vor, die völlig verstaubten Briefe wegzuwerfen“, sagte der Eigentümer, der es aber stattdessen vorzog, die Post über den merkwürdigen Fund zu informieren. Im Nachhinein sei er froh, „dass man sich dort direkt für die Angelegenheit interessiert hat.“

Litauische Post startet langwierige Suche nach den Adressaten

Da sich viele Straßennamen und -nummern in Vilnius in den letzten Jahrzehnten geändert haben, brauchte die Post laut Reuters (unter dem Link findet sich eine Bildergalerie zu den Briefen) wochenlang für die Recherche nach den richtigen Adressaten.

Insgesamt fünf konnten ausfindig gemacht werden, darunter auch Genovefa Klonovska. In den meisten anderen Fällen waren leider nur / immerhin noch Nachfahren erreichbar, für die der Erhalt der verspäteten Briefe ebenfalls höchst emotional gewesen sein dürfte.

„Wir fühlten uns einfach moralisch verpflichtet, diesen Dienst zu tun“, teilte die Leitung der Abteilung Kundenbetreuung bei der litauischen Post mit. Wohl auch, um etwas wieder gut zu machen, was an der Dienstehre kratzt.

Denn leider wird vermutet, dass ein ehemaliger Mitarbeiter die Briefe aus Habgier nach Bargeld und Wertgegenständen durchsucht hat und danach verschwinden ließ. Nicht ganz die feine Art also, um es milde auszudrücken, die zudem fatale Folgen hätte haben können.

„Man stelle sich nur mal vor, es wäre keine belanglose Nachricht gewesen, sondern der sehnlich erwartete Brief eines Freiers an sein Geliebte“, sagte Klonovska. „Wer weiß, ob die Hochzeit jemals stattgefunden hätte?“

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sh

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