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Bahnbrechende Entdeckung

Lettland: Vor 5.000 Jahren begrabener Jäger und Sammler als weltweit erstes Pestopfer identifiziert

Es ist eine Entdeckung, die aufhorchen lässt: Ein Mann, der vor mehr als 5.000 Jahren im heutigen Lettland begraben wurde, ist durch Zufall als das weltweit erste bekannte Opfer der Pest identifiziert worden.

schnabeldoktor pest
Der Grusel schwingt bei der Pest auch optisch mit: Modell einer Schnabelmaske, die behandelnde Ärzte ab dem 17. Jahrhundert als Schutz vor dem Schwarzen Tod trugen – mit zweifelhaftem Erfolg. (Darstellung: KMA)
Eigentlich war es Wissenschaftlern der Universität Kiel darum gegangen, das Knochen- und Zahnmaterial der Person auf ganz andere Dinge hin zu analysieren. Gesucht wurden Hinweise auf mögliche Verwandtschaftsverhältnisse zu anderen Personen, deren Skelette bereits im 19. Jahrhundert in der Region Rinnukalns am Fluss Salaca entdeckt worden waren.

Überraschenderweise stellten die Forscher bei ihren DNA-Analysen fest, dass der Jäger und Sammler bei seinem Tod ein Bakterium namens Yersinia pestis in sich trug. Ein Pest-Bakterium also, das zuvor noch nie in einem ähnlich alten Skelett nachgewiesen werden konnte.

„Die Analysen des von uns identifizierten Stammes zeigen, dass sich Yersinia pestis viel früher als gedacht entwickelt hat“, teilte Ben Krause-Kyora, Forschungsleiter der Universität Kiel, in einem Pressestatement mit.

Das neue Datum verschiebt die Zeitachse um etwa 2.000 Jahre nach hinten, was aus medizin-historischer Sicht als bahnbrechend bezeichnet werden kann. Zugleich zeigten die Analysen bei dem Bakterium deutliche Unterschiede zur mittelalterlichen Version der Pest, die bekanntlich ganze Landstriche entvölkert hatte.

Laut einem Bericht der Baltic Times fehlten dem deutlich älteren Bakterium aus Lettland offenbar Schlüsselgene, die es weniger aggressiv und auch weniger ansteckend gemacht haben dürften als seine spätere Variante.

Eine massenhafte Übertragbarkeit durch beispielsweise Flöhe sei bei dem nachgewiesenen Pest-Stamm praktisch ausgeschlossen gewesen, gaben die Wissenschaftler aus Kiel bekannt. Dennoch sei der Jäger und Sammler aus Lettland sehr wahrscheinlich an der Pest gestorben, heißt es weiter, da eine hohe Bakterienkonzentration nachgewiesen werden konnte.

Als wahrscheinlich wird beispielsweise ein Nagetierbiss als Auslöser der Erkrankung angesehen, deren tödlicher Verlauf danach vergleichsweise langsam gewesen sein dürfte.

Zugleich konnten bei den weiteren Menschen, die um den Jäger und Sammler herum begrabenen wurden, keine Anzeichen einer Pesterkrankung nachgewiesen werden. Auch dies ist natürlich als starkes Indiz dafür zu werten, dass diese frühe Variante der Pest weit weniger ansteckend war als ihre hoch ansteckende Version aus späteren Jahrhunderten.

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sh

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