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„Eine große Ehre und Freude“

Lettland: Deutsches Schulorchester mit ergreifender Darbietung in Jüdischer Gemeinde von Rīga

Vor einigen Tagen hat LSM.lv über eine Kulturveranstaltung mit ergreifendem Hintergrund berichtet, die am 8. November im Haus der Jüdischen Gemeinde von Rīga stattfand. Ein Thema, das wir an dieser Stelle sehr gerne noch einmal aufgreifen wollen.

Brundibar Jüdische Gemeinde Riga
Aufführung von „Brundibár“ – einer Kinderoper in zwei Akten von Hans Krása und Adolf Hoffmeister. (Foto: Jüdische Gemeinde Riga)
Den Schilderungen nach war es eine Darbietung, die zeigte, dass es manchmal nicht die ganz große Bühne braucht, um ein besonderes Zeichen zu setzen. Noch dazu am Vorabend des 9. Novembers, der seit 84 Jahren wie kein zweiter Tag für die ideologische Demaskierung des NS-Regimes steht.

Oder besser noch: Für dessen Entfesselung, da die Gewaltexzesse bzw. Pogrome vom 9. November 1938 für die jüdische Gemeinde im Deutschen Reich den Übergang zu systematischer Unterdrückung, Verfolgung und Ermordung markierten. Ein fürchterliches Datum.

Daher ist mindestens bemerkenswert, dass im Rahmen des Gedenkens an die „Reichskristallnacht“ im Haus der Jüdischen Gemeinde Riga am 8. November 2022 ein deutsches Schulorchester die Bühne betrat und dabei ein Stück darbot, dessen Symbolik eigentlich kaum in Worte zu fassen ist.

Zu Gast waren 25 Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Wülfrath in Nordrhein-Westfalen, im Gepäck die Kinderoper „Brundibár“ des tschechisch-jüdischen Komponisten Hans Krása (1899-1944) – ein 1939 komponiertes Musikstück über Solidarität und den Sieg des Guten über das Böse.

Die besondere Tragik des Stückes resultiert aber aus der Tatsache, dass Brundibár in der von den Nazis besetzten Tschechoslowakei, genauer gesagt im Ghetto Theresienstadt, einige Dutzend Mal von jüdischen Kindern aufgeführt worden ist.

Die Aufführungen sollten den inhaftierten Kindern ein Stück Normalität und Freude geben. Leider war es aber nicht mehr als ein Schein, da die allermeisten der Interpreten und Zuschauer aus dem Ghetto deportiert wurden. Die ersten Abtransporte führten dann nach Rīga.

Unter den rund 200 Gästen waren am 8. November Schülerinnen und Schüler des Jüdischen Simon-Dubnov-Gymnasiums Rīga, Mitglieder der jüdischen Gemeinde Lettlands, der deutsche Botschafter sowie hohe Vertreter der Botschaften Israels und der Tschechischen Republik.

„Die Aufführung war etwas ganz Besonderes und sehr bewegend. Es war wirklich eine wunderbare Erfahrung, in diesem Saal zu sein und all diese jungen Leute auf der Bühne zu sehen, die mit ganzem Herzen zusammen spielen und singen“, teilte Gita Umanovska, Geschäftsführerin des Rats der Jüdischen Gemeinden in Lettland, mit.

Zugleich würdigte sie die einerseits fröhliche, aber auch ergreifende musikalische Aufführung als eine neue und zeitgemäße Art des Gedenkens junger Menschen, die beides im Blick habe: Vergangenheit und Zukunft.

Joachim Busch, Leiter des Städtischen Gymnasiums in Wülfrath, bezeichnete es hingegen als „große Ehre und Freude“, in der jüdischen Gemeinde von Rīga mit einem Projekt aufgetreten zu sein, das in vielerlei Hinsicht eine große Herausforderung für das Orchester und den Chor der Schule gewesen sei.

„Für uns alle, aber vor allem für die jungen Leute hier, ist diese Einladung ein großes Symbol der Verbundenheit“, sagte Busch, der selbst auch an dem Stück mitwirkte. Und so beitrug zur „Vitalität und Freude“ der Veranstaltung, an deren Ende es „begeisterten Applaus“ gab, wie LSM.lv schreibt.

Hintergrund: Die Kinderoper „Brundibár“ erzählt die Geschichte zweier vaterloser Geschwister, die Milch für ihre kranke Mutter kaufen müssen. Die Familie ist verarmt, es fehlt an allem.

Als die beiden dann sehen, dass der Leierkastenmann Brundibár auf der Straße mit seiner Musik Geld verdient, beschließen sie, es auf dem Marktplatz mit Singen zu versuchen. Doch Brundibár verspottet die Kinder und vertreibt sie.

Unterstützt von einigen schlauen Tieren und den anderen Kindern in der Stadt gelingt es ihnen jedoch, den Spieß umzudrehen und den Spötter zu vertreiben. Der Tyrann ist besiegt, und die neuen Straßenmusiker können mit dem Geldverdienen beginnen.

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