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Reisebericht aus Island

Islands Golden Circle – Ein Tagesausflug von Reykjavik

Kurz-Zusammenfassung:

  • Der Golden Circle ist ein wunderbarer Rundkurs in Island – eine spektakuläre Tagestour von der Hauptstadt Reykjavik aus.

  • Die Strecke ist etwa 300 Kilometer lang, die Nettofahrzeit beträgt rund 3,5 Stunden.

  • Am Wegesrand liegen einige der schönsten Naturschauspiele Westislands: Thingvellir oder auch der Gullfoss Wasserfall.

  • Aber: Es gibt nicht nur die bekannten Highlights, sondern auch weniger bekannte Fleckchen zu entdecken – am besten immer die Beschilderung im Blick behalten.

Golden Circle Island Route Reisebericht
Der Golden Circle, ein Reisebericht aus Island. Link zur Route auf Google Maps.
(Quelle: Google Maps)

Der Goldene Kreis ist ein Rundkurs (bekannt als Golden Circle), an dem drei große Naturschauspiele Islands liegen. Alle diese Sehenswürdigkeiten sind keine 100 Kilometer von der Hauptstadt Reykjavik entfernt: Thingvellir zum Beispiel, ein uralter Ort der Versammlung, eines der ältesten Parlamente der Welt.

Thingvellir ist zugleich der Name eines Nationalparks, an dem zwei tektonische Platten aufeinander treffen. Ebenso an der Strecke liegt der berühmte „Große Geysir“ samt seiner aktiven Nachbarn. Und natürlich der unfassbar spektakuläre Gullfoss Wasserfall.

Wir packen in unseren Koffer eine dünne Regenjacke, festes Schuhwerk (bei gutem Wetter genügen Turnschuhe) sowie Proviant und Getränke. Die Rundreise eignet sich hervorragend als Tagesausflug von Reykjavik aus.

Es gibt diverse Reiseanbieter, die diese Tour fest in ihrem Programm haben. Wer geführte Gruppenreisen mag, für den wird das genau das Richtige sein. Wir haben dafür einen Wagen gemietet und sind zu zweit losgefahren. Die Karte, auf der der Golden Circle verzeichnet war, gab es von der Autovermietung gratis dazu.

Auf der Strecke zwischen den weltberühmten Sehenswürdigkeiten entdeckt man Landschaften und Flecken, bei denen es sich lohnt, den Wagen anzuhalten und auszusteigen. Die Landschaft um das Kraftwerk von Hellisheiði gehört zum Beispiel dazu.

Diese „goldene“ Rundreise ist die perfekte Einführung, sozusagen die Vorspeise für alle, die zum ersten Mal in Island sind oder nur wenige Tage dort bleiben. Man kommt definitiv auf den Geschmack, das sei verraten.

Der Mietwagen

Golden Circle Island Route
Autovermietungen gibt es in Reykjavik wie Vulkane auf Island (bzw. Sand am Meer). Die üblichen Verdächtigen Europcar, Hertz, Sixt und Budget haben dort ihre ständigen Vertretungen. Aber auch jede Menge kleinere Vermietungen.

Die Preisunterschiede können immens sein, ein Vergleich ist empfehlenswert. Ein Kleinwagen kostet 40-150 Euro am Tag. Meist gibt es eine Chipkarte dazu, die beim Tanken ein bisschen was spart. Bei uns war der günstigste Tagesanbieter Reykjavik Cars.

Kleine Macken im Blech, die von Steinschlägen herrühren, gehören zur Grundausstattung isländischer Mietwagen und sind im Preis inklusive. Nachdem wir den Kleinwagen haben, ein größeres Auto ist auf der gut ausgebauten Strecke nicht nötig, unterschreiben wir noch, dass wir den Wagen auf keinen Fall auf unbefestigten Wegen fahren werden. Und los geht’s.

Landschaft rund um das Hellisheiði-Kraftwerk

Hellisheiði Kraftwerk
Wir fahren die Strecke gegen den Uhrzeigersinn Richtung Südosten von Reykjavik aus. Die grüne, offene Landschaft, im Hintergrund Berge und Seen, ist schon sehenswert genug. Man sollte beim Staunen aber nicht die Beschilderung außer Acht lassen. An der Hauptstraße gibt es nämlich immer wieder Hinweise auf Sehenswürdigkeiten, die man nicht direkt vom Weg aus sieht.

Landschaft in Hellisheithi Überlandwärmerohre in Hellisheithi Geothermales Kraftwerk von Hellisheithi

So haben auch wir an der Strecke Gegenden besichtigt, die zunächst nicht auf unserer Liste standen. Zum Beispiel die stark geothermisch geprägte Landschaft rund um das Hellisheiði-Kraftwerk.

Wanderpfade führen zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man dampfende Landschaften (und ebenso die Dampfschlote des Kraftwerks im Tal) erblickt. Steht der Wind günstig, schlägt einem hier eine warme Brise ins Gesicht.

Es ist zu lesen, dass beidem Kraftwerk aus 50 Bohrungen, die über 2000 Meter tief sein können, heißes Wasser und Dampf gewonnen werden. Erzeugt werden daraus Elektrizität und warmes Wasser, um in die Hauptstadt Reykjavík gepumpt zu werden. Seit kurzem beherbergt das Kraftwerk eine interaktive Ausstellung zur Geologie Islands und der Geschichte der Nutzung geothermaler Energie in Island.

Strokkur Geysir und der Große Geysir im Heißwassertal Haukadalur

Geysire im Heißwassertal Haukadalur
Nach einer einstündigen Wanderung fahren wir weiter Richtung Osten. Ins Heißwassertal Haukadalur in der Gemeinde Bláskógabyggð. Wir wollen die Geysire sehen. Der berühmte „Große Geysir“, der mit seinem Namen Pate für geothermale Quellen dieser Art stand, bricht allerdings nur noch selten aus.

Wir lassen ihn schlafen und wenden uns dem wesentlich aktiveren Strokkur zu, der gleich nebenan sein Ding macht. Etwa alle 10 Minuten bricht er aus und spuckt heißes Wasser bis zu 35 Meter hoch. Eine großartige Erfahrung, die man sich angesichts der kurzen Intervalle auch mehrmals geben kann.

Stokkur Geysir Geysir Golden Circle Stokkur Ausbruch

Zum Glück haben wir unser Regen-Cape angezogen. Das feste Schuhwerk hält die Füße trocken. Es liegt ein Geruch von Hölle und Teufel in der Luft, der uns in diesem wunderbaren Umfeld aber nichts anhaben kann. Es sind etliche Touristenbusse vor Ort, im Besucherzentrum kann man Hände waschen und einen Happen essen. Wir vermeiden beides und fahren weiter zum Gullfoss.

Gullfoss Wasserfall, spektakulär und legendär

Gullfoss Wasserfall
Die Station Gullfoss markiert etwa die Hälfte unserer Reise. Wir sind entspannt, genießen das sonnige Wetter, sommerliche 17 Grad, und die Landschaft, die an unserem Auto gemächlich vorbeifließt.

Wörtlich bedeutet Gullfoss „Goldfall“. Wir sind also am Goldfall-Wasserfall, wie übrigens geschätzte tausend andere Touristen auch, und sind froh, die Regenjacken dabei zu haben. Der mächtige Gullfoss ist nicht nur laut wie ein Donnergott, er erzeugt auch einen dauerhaften Sprühregen, der direkt über den Köpfen der Bersucher einen Regenbogen im Gepäck hat.

Wir sind euphorisiert. Hüpfen am Rande des in zwei Stufen fallenden Stroms und haben ein Dauerlächeln auf den Lippen, überhaupt lächeln alle Gäste des Wasserriesen. Die Atmosphäre ist nicht nur freundlich, sie ist glücklich.

Fast wäre dieses Kunstwerk der Natur zerstört worden. Es ist einer mutigen Isländerin zu verdanken, dass der Gullfoss unter Naturschutz steht, anstatt als Wasserkraftwerk zu schuften. Es ist ein Segen.

Feuchtwiese am Gullfoss Regenbogen am Gullfoss Gullfoss

Wie Sigríður Tómasdóttir den Gullfoss rettete: Um 1920 hatte ein englisches Unternehmen den Wasserfall gepachtet, um dort einen Staudamm zu bauen und die Kraft des Wassers zur Stromerzeugung zu nutzen. Sigríður Tómasdóttir, vom benachbarten Hof Brattholt, hatte die Bedeutung des Wasserfalls in seiner natürtlichen Schönheit für Island erkannt. Und so setzte sie sich für den Erhalt des Naturschauspiels ein.

Mit Hilfe des Anwalts Sveinn Björnsson, der später Islands Präsident wurde, führte sie jahrelang erbitterte juristische Gefechte um den Erhalt des Naturwunders. Schließlich drohte sie sogar mit Selbstmord, wenn der Wasserfall nicht in Ruhe gelassen würde. Zum Glück kam es nicht zum Äußersten, eine zu spät bezahlte Pacht machte es dem isländischen Staat möglich, aus dem Vertrag mit den Engländern auszusteigen. Sigríður Tómasdóttir, dieser hartnäckigen Frau, ist heute eine Gedenktafel gewidmet, die ihre Geschichte jedem Interessierten weitererzählt.

Wir verbeugen uns vor Sigríður von Brattholt: Danke, dass wir heute hier sein und diese gemeinschaftliche Endorphinausschüttung erleben durften.

Thingvellir Nationalpark, wo Nordamerika auf Europa trifft

Thingvellir Nationalpark, Graben zwischen Erdplatten
Es ist bereits Nachmittag, wir fahren zurück nach Nordamerika. Genauer gesagt, wir fahren in westlicher Richtung nach Reykjavik und seine nordamerikanische Kontinentalplatte. Auf etwa halbem Weg zwischen dem Gullfoss und Islands Hauptstadt treffen die nordamerikanische und eurasische Platte aufeinander.

Der Ort ist heute ein Nationalpark und heißt Thingvellir (Þingvellir). Wobei, Thingvellir heißt er nicht erst seit heute, sondern seit Ende der Landnahme Islands durch die Wikinger um 930 n. Chr.

Thingvellir ist also aus zweierlei Gründen für uns von großem Interesse. Einerseits wollen wir den Thingplatz sehen, einen der ältesten Volksversammlungsplätze der Welt, und von großer historischer Bedeutung für Island. Andererseits wollen wir die Grabenbruchzone zwischen zwei tektonischen Platten erleben. Ein Ort von großer geologischer Bedeutung.

Thingvellir tektonische Platten Nationalpark Thingvellir Golden Wunderschönes Thingvellir, Blick auf See Thingvallavatn Circle

Man kann den Graben zwischen Nordamerika und Europa nicht nur sehen, sondern auch zum Teil bewandern. An dieser Stelle verläuft die Naht zwischen amerikanischer und eurasischer Erdplatte im Atlantik. Es ist ein tausende Kilometer langer Riss im Meeresboden, er wird Mittelozeanischer Rücken genannt. Nur in Island liegt er oberhalb des Meeresspiegels. Für jedermann sichtbar.

Es ist ein merkwürdiger Ort. Ich hatte das Gefühl, der Erdboden könnte jederzeit aufreißen und uns, menschliche Ameisen, in seinem Schlund verschlucken. Die paar Touris sind der Erde doch egal.

Etwas mulmig war mir zwischen den Erdplatten schon zumute. Ich bewegte mich möglichst leichten Fußes und wunderte mich über japanische Touristen, die Felsen erklommen, um sich darauf fotografisch abbilden zu lassen.

Ich bin froh, als wir wieder im Auto sitzen und der im Westen stehenden, nicht untergehenden Sonne nach Reykjavik folgen.

Ende der Rundreise

Zurück in Reykjavik
Nach unserem achtstündigen Trip entlang des Golden Circle sind wir platt und glücklich. Zurück in Reykjavik, essen wir im Zentrum der Stadt zu Abend und gönnen uns einen Liter Bier. Danach gehen wir zurück ins Hotel, wo wir mit Leichtigkeit unseren Schlaf finden. Der hellichte Tag während der Nachtstunden störte diesmal kein bisschen.

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Island Rundreise

Weiterführende Informationen

  • Mietwagen: Achtung, Werbung! Weil wir hier wirklich einen guten Deal gemacht haben, nennen wir gerne noch einmal den Namen des Leihwagen-Anbieters und die Webadresse. Aber es gibt auch noch all die anderen der Zunft, die tagesaktuell sicherlich auch gut und günstig sind. Reykjavik Cars jedenfalls hat seinen Sitz in unmittelbarer Nähe des Flughafens in Keflavík, ein paar Kilometer von der Hauptstadt entfernt.

    Webseite: www.reykjavikcars.com

  • Was in und um den Þingvellir-Nationalpark alles möglich ist, beschreibt die offizielle Webseite des Weltkulturerbes. Denn es gibt nicht nur tolle Wanderwege, sondern man kann auch wunderbar angeln, campen, reiten und sogar tauchen. Infos hierzu bietet neben der Webseite der Nationalparkverwaltung auch das Besucherzentrum vor Ort. Geöffnet ist es von 09.00 bis 16.00 Uhr. Telefonisch erreichbar unter +354 482-36 13, per Mail unter [email protected].

    Webseite: www.thingvellir.is

ap

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