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Streit um neue Handelswege

Island will die Arktis vor den USA und China schützen

Jetzt, da die Polkappen langsam wegschmelzen, tun sich urplötzlich neue wirtschaftliche Möglichkeiten auf. Als so offen und in diesem Falle ehrlich muss man das neu entfachte Geschacher der Großmächte um mehr Einfluss in der Arktis leider verstanden wissen.

Die isländische Ministerpräsidentin Katrín Jakobsdóttir beim Arctic Circle Assembly 2019. (Foto: Arctic Circle)
Da sind zum Beispiel die USA, die – beispielsweise – im letzten Jahr mit einem selbst für Trumps Verhältnisse tölpelhaften Versuch an Dänemark herangetreten sind, um sich Grönland gegen ein bisschen Kleingeld einzuverleiben.

Dann ist da China, das sich auf einmal als Macht „in der Nähe der Arktis“ verstanden wissen will. Offensichtlich das Ziel vor Augen, eine „polare Seidenstraße“ zu errichten.

Und dann ist da noch Russland, das unter Putin eigentlich immer den Eindruck erweckt, offen für ein paar Verschiebungen auf der Landkarte zu sein. Eine Konstellation also, die man aus friedens- und umweltpolitischer Perspektive als durchaus spannend bezeichnen kann. Um nicht zu sagen: bedrohlich.

Daher dürfte es der isländischen Regierungschefin Katrin Jakobsdottir ein echtes Anliegen gewesen sein, unter der Woche in einem Interview mit AFP auf gewisse Bedenken hinzuweisen, die sie mit Blick auf das derzeitige Trommeln der Großmächte hat.

„Wir erleben gerade offensichtlich einen Anstieg der Spannungen zwischen den USA und China“, sagte sie und bezog sich damit direkt auf ein Zitat von US-Außenminister Mike Pompeo, der China Tage zuvor für dessen „neu entdeckte Nähe“ zur Arktis scharf kritisiert hatte.

Island wolle, nein müsse seinen Einfluss nun unbedingt geltend machen, so Jakobsdottir weiter, um die Arktis vor dem Säbelrasseln der Großen zu schützen.

Sicherlich, das sind starke Worte aus dem Munde einer Premierministerin, die gerade einmal 360.000 Menschen vertritt. Aber die Arktis ist nun einmal Islands Haustür. Da darf man schonmal mit dem Gedanken spielen, die Schlösser auszutauschen.

Das neue Interesse der Großmächte an der Arktis „haben wir hier in Island zuletzt sehr deutlich gespürt“, berichtet Jakobsdottir. „Und ich sehe es als meine Aufgabe an, dass die Arktis ein Gebiet mit geringer politischer Spannung bleibt.“

Da sei nicht nur im Interesse der Menschen, die in der Region leben, sondern auch umweltpolitisch von höchster Bedeutung.

Es ist davon auszugehen, dass Island diese Haltung auch bei einem Treffen des Arktischen Rates im Mai 2021 vertreten wird, an dem auch die Vereinigten Staaten, Russland und andere angrenzende Nationen teilnehmen werden.

Mehrere europäische Länder, aber auch China und sogar Indien sind zudem Beobachter dieses regionalen Forums, das angesichts der klimatischen Veränderungen im hohen Norden immer wichtiger zu werden scheint.

US-Außenminister Pompeo hatte dem Westen zuletzt „Naivität“ unterstellt, was die Rolle der „neuen arktischen Konkurrenten“ Russland und China betrifft.

Er wird Jakobsdottirs Worte daher zur Kenntnis nehmen. Mehr aber wahrscheinlich nicht.

sh

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