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Bestes Infotainment für Finnlandfreunde

55 Shades of Finnland

„Die kleine Gemeinde liegt mehr verloren als versteckt an der Straße E 78 von Kajaani nach Rovaniemi.“ Tarja Prüss meint das Dorf Puolanka, einen Ort, den die BBC einst als pessimistischste Stadt der Welt bezeichnete.

Niemals Finnland Tarja Prüss
Cover des Buches „Was Sie dachten, NIEMALS über FINNLAND wissen zu wollen“ und seine Autorin Tarja Prüss.
Abgeshen davon, dass ich, der ich Finnland mehrmals besucht habe, ohne Prüss‘ Buch nie von Puolanka erfahren hätte, ist es ein herrlicher Satz. Und so geht das kürzlich erschienene Buch Was Sie dachten, niemals über Finnland wissen zu wollen weiter. Eine amüsante Reportage in 55 Kapiteln, ein Genuss für jeden, der finnischen Humor versteht, aber Finnlands Seele noch nicht erfasst hat.

Das Absurde benennen, und dabei ein erntes Gesicht machen. Das lernen die Finnen wohl beim nach-der-Sauna-ins-Eisloch-hüpfen. Tarja Prüss, immerhin halb Deutsche, aber dafür halb Finnin, versteht das Wesen der Finnen, der Landsleute ihrer Mutter, und ebenso versteht sie es, es zu vermitteln.

Mit ungerührter Miene trägt sie ihre Kapitel vor, die Titel tragen wie „Die finnische Lieblinbgsfarbe ist ein optimistisches Dunkelgrau“, „Finnen schweigen dreisprachig“ oder „Sisu ist keine finnische Schischumarke“. Trocken ist der Humor dieses Buches, ohne einen Tusch, der die Pointen markiert. Es ist allein dem Leser überlassen, wann er staunt und wann er schmunzelt.

Prüss bereist das Land ihrer nordfinnischen Vorfahren und kommt, wie für eine Reporterin üblich, mit den Menschen ins Gespräch, wenn auch oft genug mit spärlichem Wortertrag.

„Stundenlang können sie einfach nebeneinandersitzen und schweigen. Ich kenne kein Volk, das so leise und still und gleichzeitig so leidenschaftlich still und leise schweign kann.“

Der Conbook Verlag, bei dem das Buch erschienen ist, sagt über das Buch:

„Weitab der 100.000 Seen erkundet Tarja Prüss eine hochtechnisierte und krisenerprobte Gesellschaft, die einerseits das Fnnische Zen im einsamen Ferienhaus am See genießt und trotzdem bei vielen Entwicklungen die Nase ganz weit vorne hat. Eine humorvolle Liebeserklärung an das schweigsame Land im hohen Norden.“

Das ist passend formuliert, außerdem hübsch in der Wortwahl. Es handelt sich bei dem Buch nicht um einen Reiseführer, den die Autorin auch schon publiziert hat. Es ist ein Finnlandversteherbuch. Nach dem Lesen versteht man besser.

Die politische Journalistin spart die hässlichen Kehrseiten des finnischen Glücks nicht aus. Das Kapitel „Gesunder und kranker finnischer Nationalstolz“ zeugt davon. Darin wird von einem rauer werdenden gesellschaftlichen Klima berichtet, von Hassreden, Nazis und Populismus, der auch etliche finnische Seelen vergiftet hat. – Nicht wahr, der Blick auf die finnischen Abgründe macht das Buch nicht nur ganzer, runder, sondern überhaupt erst relevant.

Der Finnlandkenner wird in diesem Buch Neues entdecken und seine Kenntnis um das nördlichste Land der EU vertiefen. Der Finnland-Neuling erlangt nach dem Lesen einen Verständnisgrad, für den er sonst Jahre gebraucht hätte. Das Buch ist eine „Booster-Impfung“ in Sachen Finlandia.

Tarja Prüss‘ Finnland-Reportagen können Sie übrigens auch bei uns nachlesen. Für den Rest bitte das Buch kaufen, es ist bestes Infotainment!

Und nun schweige ich kunstvoll wie ein Finne, hören Sie mal.

Weiterführende Links:

Leseprobe von „Was Sie dachten, NIEMALS über FINNLAND wissen zu wollen“

Kalsarikännit – eine Lifestylewelle will geritten werden

Sisu – eine finnische Lebenseinstellung

Unser QUIZ zum Thema FINNLAND

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