Facebooktwitterpinterestrssinstagram

Kleine Einführung in die estnische Sprache

Estnisch – Sprache mit gewissen Ähnlichkeiten

Wer seinen Fuß erstmals auf estnischen Boden setzt, betritt wahrscheinlich auch in sprachlicher Hinsicht Neuland.

estnisch sprachführer
Die estnische Sprache ist reich an Ähnlichkeiten zum Deutschen – und doch ganz anders. (Foto: Jonne Huotari)
Der Grund: Estnisch weist eigentlich nur zum Finnischen größere Gemeinsamkeiten auf. Denn beide Sprachen sind finno-ugrischen bzw. ostseefinnischen Ursprungs.

Bei genauerer Betrachtung erkennt man aber auch aus deutscher Sicht Parallelen, die bei einem Besuch des Landes durchaus hilfreich sein können.

Im Unterschied zum Finnischen, das viele deutsche Lehnwörter enthält, ist das Estnische mit weitaus mehr ursprünglich deutschen Vokabeln gespickt – auch wenn diese nicht immer sofort als solche erkennbar sein müssen.

Aus dem deutschen Wort Schloss wird so das hinten weich gesprochene loss (man begegnet dem Wort oft in dem Straßennamen Lossi = Schlossstraße).

Die deutsche Zwiebel könnte auch niemand beim Namen nennen. Der Este sagt daher sibul. Ein wenig abstrakter fällt der Bezug zum Deutschen hingegen beim Wort Sprache (keel) aus. Hierin versteckt sich die Kehle.

Melodisch und vereinzelt deutsch im Ursprung

Die an Melodie und Vokalen reiche Sprache mag generell keine Zisch-, Scht-, Schp-Laute oder ähnliche „Zungenbrecher“.

estnisch-sprache-deutsch
Wie gesagt: Es gibt gewisse Ähnlichkeiten… (Foto: Kevin Lehtla)
Es gibt wenige Ausnahmen bei Fremdwörtern wie šokolaad (Schokolade) – der Buchstabe š wird hier jedoch nur verwendet, weil das Wort einer anderen Sprache entnommen ist. In rein estnischen Wörtern findet der Buchstabe hingegen keine Verwendung.

Weitere schöne Exempel für die Verachtung jeglicher Sprachhärte sind zu finden in: naps (Schnaps), tund (Stunde), koer (Hund – von Köter; Wolf heißt dagegen hunt), pekk (Speck), nipsutama (knipsen) oder riiul (Regal), wobei sich die Reihe lange fortführen ließe.

Ganz erhebliche Übereinstimmungen zum Deutschen sind außerdem erkennbar bei Worten wie plats (Platz), reisibüroo (Reisebüro), plaaster (Pflaster) oder kahhel (Kachel).

Weiter sind pilt (Bild), passiamet (Passamt), müts (Mütze), mantel (Mantel), vein (Wein), atentaat (Attentat) oder arst (Arzt) zu nennen.

Besonders schöne estnisch-deutsche Wortschöpfungen sind nach Meinung des Autors nööp (Knopf), piparkook (Pfefferkuchen), das von Max Goldt besungene mööbel (Möbel) oder Moseli vein (Moselwein).

Wer nun aber glaubt, Estnisch sei ja im Grunde ganz einfach, dem dürfte als Gegenstück ohne erkennbar deutschen Hintergrund das Wort tõkkepuuta raudteeülesõidukoht zu denken geben. Es heißt „unbeschrankter Bahnübergang“.

Die Betonung liegt im Estnischen übrigens stets auf der ersten Silbe. Durch den ungewohnten Klang der Sprache ist es daher nicht immer leicht, die deutschen Lehnwörter herauszuhören.

Estnisches Alphabet

Das estnische Alphabet basiert auf dem Lateinischen. Es besteht aus 32 Buchstaben, wobei man das Alphabet zweiteilen kann. Es gibt 9 Buchstaben, die nur in Namen und Fremdwörtern verwendet werden.

Es handelt sich dabei um die Buchstaben Cc, Qq, Ww, Xx, Yy, Ff, Šš (schaa), Zz (zett), Žž (gee – wie das g im französischen „plage“).

  • Mit 32 Buchstaben: Aa, Bb, Cc, Dd, Ee, Ff, Gg, Hh, Ii, Jj, Kk, Ll, Mm, Nn, Oo, Pp, Qq, Rr, Ss, Šš, Zz, Žž, Tt, Uu, Vv, Ww, Õõ, Ää, Öö, Üü, Xx, Yy.

  • Ohne die „Fremdbuchstaben“ besteht das estnische Alphabet aus 23 Buchstaben: Aa, Bb, Dd, Ee, Gg, Hh, Ii, Jj, Kk, Ll, Mm, Nn, Oo, Pp, Rr, Ss, Tt, Uu, Vv, Õõ, Ää, Öö, Üü.

Um Estlandreisenden die Verständigung vor Ort ein wenig zu erleichtern, findet sich in unserem kleinen Sprachführer eine detaillierte Auswahl gebräuchlicher Vokabeln und Ausdrucksformen. Dort, wo aus deutschsprachiger Sicht ein hoher Wiedererkennungswert vorliegt, sind die Begriffe hervorgehoben.

Weiterführende Informationen zur estnischen Sprache:

  • Linguisten sind sich relativ einig, dass man viel Zeit investieren müsste, um Estnisch zu lernen. Mindestens 1.000 Unterrichtseinheiten. Hauptgrund dafür ist, dass das Estnische in seiner Grundsubstanz nur wenige Überschneidungen zu beispielsweise den romanischen Sprachen hat. Heißt: Vieles, fast alles ist neu – und anders. Weltweit sprechen etwa 1,3 Millionen Menschen fließend Estnisch. Mehr dazu auf der folgenden Webseite:

  • Webseite: www.visitestonia.com

  • Das Estnische Literaturmuseum: Das in der Stadt Tartu ansässige Estnische Literaturmuseum (Eesti Kirjandusmuuseum) ist ein durch das Ministerium für Unterricht und Forschung finanziertes Forschungsinstitut. Es hat die Aufgabe, das sprachliche Kulturerbe Estlands zu begleiten und zu bewahren – und natürlich Forschungsergebnisse mit der Öffentlichkeit zu teilen. Das angeschlossene Museum ist von montags bis donnerstags geöffnet.

  • Webseite (englisch): www.kirmus.ee

Redaktion

Sie wollen diesen Beitrag teilen?

Facebooktwitterredditpinterestmail
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest

0 Comments
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen