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Lücken für den Väinatamm

Estland: Der Damm zwischen Muhu und Saaremaa soll umgebaut werden

Fangen wir mit dem Positiven an: Der Damm, der seit 1896 die estnischen Inseln Muhu und Saaremaa verbindet, ist an sich schon eine Sehenswürdigkeit. Mit einer Länge von weit über drei Kilometern ist er unheimlich nützlich, da er die Reisezeit zwischen dem Festland und der größten estnischen Insel dramatisch verkürzt.

Videofahrt über den Damm mit Nordisch.info – Sommer 2022

Gerade dann, wenn die See mal etwas rauer ist, ist es besonders beeindruckend, über den Damm zu fahren. Abgesehen von einigem Bewuchs bleibt dann links und rechts der Fahrbahn nicht wirklich viel, was einen vom Wasser trennt. Gefühlt jedenfalls, wobei die Passage – von ganz wenigen Tagen im Jahr abgesehen – natürlich absolut ungefährlich ist.

Aber auch an normalen, an wetterruhigen Tagen ist die Fahrt über den Väinatamm etwas Besonderes, was für Pkw-Reisende und Radtouristen gleichermaßen gilt (hoffentlich transportiert das Video, das wir diesen Sommer gemacht haben, die Eindrücke halbwegs gut auf den Rechner).

Ziel und Zweck des Dammes war schon beim Bau, die Transitzeit zwischen dem estnischen Festland und Saaremaa deutlich zu reduzieren. Es wartet lediglich eine gut 25-minütige Fährfahrt von Virtsu (Festland) nach Kuivastu auf Muhu.

Der Rest nach z.B. Kuressaare ist dann nichts als Straße. Die rund 75 Kilometer lange Fahrt vom Fähranleger in die Hauptstadt Saaremaas mit ihrer von zig Reiseführern und Postkarten grüßenden Bischofsburg beträgt über den Damm rund 50 Minuten. Logistisch ist der Väinatamm also eine feine Sache.

So schön und praktisch der Damm auch ist: ökologisch ist er ein Problemfall

Aber: Es gibt neueren Analysen zufolge bei dem Damm auch einen Umweltaspekt, der weniger schön und praktisch ist. So berichtet diese Woche ERR.ee von erheblichen schädlichen Einflüssen des Bauwerks auf die regionale Wasserqualität.

„Wir registrieren erhebliche Auswirkungen auf die Meeresumwelt. Betrachtet man gesamt Estland, so ist der Damm das hydrotechnische Objekt mit den größten Umweltauswirkungen überhaupt“, teilte Taavi Liblik, Leiter der Abteilung für Meeresphysik an der Technischen Universität Tallinn, mit.

Und weiter: „Die Auswirkungen des Damms spiegeln sich in den physikalischen und chemischen Eigenschaften des Wassers, im Sediment und in der Tierwelt wider.“ Es seien umfassende Umbaumaßnahmen notwendig, um diese schädlichen Einflüsse zu minimieren.

Nur wie? Aus einem 3,6 Kilometerlangen Damm eine Brücke zu machen, ist realistischerweise keine Option. Doch nichts tun scheint angesichts des bedenklichen Befundes erst recht keine Option zu sein. Also läuft es auf eine Art Kompromiss hinaus.

Der Plan der Wissenschaftler aus Tallinn ist es nämlich, den Damm mit brückenartigen Öffnungen zu versehen. Das werde die negativen Umwelteinflüsse nicht gegen null schrauben, aber zumindest etwas abmildern, ist Liblik überzeugt.

Weil auch das estnische Umweltministerium mit im Boot ist, konnten für erste Anpassungen auf die Schnelle 150.000 Euro bereitgestellt werden. Immerhin, allerdings sind sich alle Beteiligten einig, dass das für die Umbaumaßnahmen längst nicht ausreichen wird.

Eher etwas in der Größenordnung von drei bis vier Millionen Euro, sagte dazu dieser Tage Umweltminister Medis Kallas, der auf finanzielle Unterstützung aus Brüssel hofft. Zunächst müsse jedoch die Planungsphase abgeschlossen werden.

Unser QUIZ zum Thema ESTLAND

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