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Der Brexit und die Reisefolgen

Großbritannien: Orient-Express stellt UK-Dienst wegen massiver Wartezeiten am Ärmelkanal ein

Nach über 40 Jahren stellt Belmond, Betreiber des Venice-Simplon-Orient-Express (VSOE), den Dienst in Großbritannien ab 2024 ein. Aufgrund massiver Verzögerungen bei der Überquerung des Ärmelkanals wird die Teilstrecke London-Folkestone als nicht mehr kundentauglich angesehen.

orient express
Der Orient-Express: Betreiber Belmond stellt Verbindung ab London 2024 ein. (Foto: depositphotos.com)

In der Vergangenheit konnten britische Passagiere auf der Insel in den legendären Art-Déco-Waggons bequem ab London-Victoria nach Folkestone reisen, um von hier mit einem Busservice zum Ärmelkanal nach Festlandeuropa gebracht zu werden.

Nach der Passage ging die Luxuszug-Etappe dann in Calais weiter – bis nach Paris, wo der Orient-Express auf der angestammten Kernroute Richtung Süden und Südosten Europas erst richtig loslegt. Für viele britische Gäste stellte die Auftakt-Etappe auf der Insel den Start ins teure Abenteuer dar.

Zu Ostern aber spitzte sich die Situation am Ärmelkanal derart zu, dass bei Belmond offensichtlich der Entschluss reifte, den UK-Service alsbald komplett einzustellen. Wegen der durch den Brexit notwendigen Sicherheitskontrollen war es in Dover zu rund 14-stündigen Wartezeiten gekommen.

Und bei Belmond befürchtet man, dass sich die Verzögerungen für die in der Regel gut betuchte Kundschaft noch verschlimmern könnten. Eine Sprecherin des Unternehmens: „Wir wollen jedes Unterbrechungsrisiko wie Verspätungen und verpasste Verbindungen für unsere Gäste vermeiden.“

Biometrisches Ein- und Ausreisesystem der EU scheint Belmond ein Dorn im Auge

Man wolle eben bestmöglichen Service bieten, „so nahtlos und entspannt wie möglich“, weshalb die neuen Vorschriften bei der Überquerung des Ärmelkanals offensichtlich nicht mehr tragbar sind. Jedenfalls im Sinne eines Luxusanbieters, was Belmond nunmal ist.

„Wir müssen unseren Betrieb im Jahr 2024 anpassen, um auf die verschärften Pass- und Grenzkontrollen zu reagieren“, so die Sprecherin weiter. Hintergrund der Entscheidung scheint vor allem das biometrische Ein- und Ausreisesystem (EES) zu sein, das die EU einführen will.

Es wird voraussichtlich ab 2024 bedeuten, dass die allermeisten Personen, die den Ärmelkanal überqueren und keinen Wohnsitz in der EU haben, beim Grenzübertritt Fingerabdrücke und Gesichtserkennungsdaten abgeben müssen. Ein Stempel auf dem Pass genügt dann nicht mehr.

Laut dem Guardian ist die Reisebranche skeptisch, ob das neue System dann reibungslos und ohne noch längere Wartezeiten funktionieren wird. Bei Belmond hat man daher nun vorsorglich die Notbremse gezogen.

Wer als Brite in Paris in den Orient-Express steigen will, muss also schon bald auf eigene Faust dorthin gelangen. Das Risiko für Verspätungen und damit verbundene Ärgernisse trägt dann nicht mehr Belmond.

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