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Edge Hill in Liverpool

England: Historisches Eisenbahngelände steht nun unter archäologischem Denkmalschutz

Eine Wiege des Eisenbahnverkehrs: Edge Hill in Liverpool, 1830 als weltweit erste multifunktionale Endstation für Lokomotiven eröffnet, ist vor wenigen Tagen nach einer Empfehlung von Historic England als archäologische Stätte von nationaler Bedeutung ausgewiesen worden.

Edge Hill Endstation für Lokomotiven
Edge Hill wurde 1830 als erste Endstation für Lokomotiven eröffnet. (Bild: Liverpool and Manchester Railway Trust)
In der Tat war Edge Hill in den Pionierzeiten des Bahnverkehrs so etwas wie ein erster Knotenpunkt. Hier wurden Dampflokomotiven abgehängt, die aus Richtung Manchester kamen, worauf Seilzüge die Passagierwagen hinauf zum Bahnhof Crown Street hievten – oder Güterwaggons zu den Wapping-Docks hinabließen.

Entsprechend sollen die vorhandenen Überreste der Seilzuganlage laut BBC ein wesentlicher Grund für den neuen Status des Areals als archäologische Stätte sein. Ein anderer, mindestens genauso wichtiger Grund ist natürlich: Edge Hill war schon immer da. Jedenfalls aus bahntechnologischer Sicht.

Operativ betrachtet war die aktuell etwas wild-romantisch daherkommende Station fester Bestandteil der am 15. September 1830 eröffneten Liverpool and Manchester Railway. Ein Datum, das gemeinhin als Geburtsstunde der modernen Fernbahn angesehen wird.

Edge Hill Liverpool
Eisenbahn-Enthusiasten hoffen, dass anlässlich des 200-jährigen Bestehens des Bahnhofs im Jahr 2030 weitere Ausgrabungen durchgeführt werden können. (Foto: Liverpool and Manchester Railway Trust)
Umso erstaunlicher ist eigentlich, dass Edge Hill einen langen Anlauf nehmen musste, um endlich als archäologisches Erbe von nationalem Wert anerkannt zu werden. Der Archäologe Paul Rees erinnert sich:

„Als wir in den späten 1970er Jahren Schutt und Müll aus dem Areal entfernten, waren wir sehr erfreut, die Gräben des Seilbahnsystems freilegen zu können. Nachdem wir unsere Vermessungen und Fotos im Museum hinterlegt hatten, dachten wir eigentlich, der Job sei erledigt.“

Doch erst jetzt, über 40 Jahre später, stehe fest, „dass unsere Arbeit auch dazu beigetragen hat, dass die Stätte unter nationalen Schutz gestellt wurde“. Für Rees und seine zahlreichen Mitstreiter scheint damit eine Art Lebenswerk vollendet zu sein.

Passend dazu erklärte die Organisation „Historic England“, Qualität und Summe der von den Eisenbahnfreunden zusammengetragenen Beweise seien der Schlüssel für die Neubewertung von Edge Hill durch das britische Ministerium für Kultur gewesen.

Maßgeblich hingewirkt auf das Prüfverfahren hatte in den letzten Jahren auch der Liverpool and Manchester Railway Trust, dessen Vorsitzender Eric Shenton den positiven Entscheid mit „mit großer Freude“ zur Kenntnis genommen hat.

„Seit mehr als 40 Jahren arbeiten wir nun schon daran, dass die Stätte die Anerkennung erhält, die sie als Ausgangspunkt der ersten interurbanen Eisenbahnverbindung der Welt verdient“, teilte er mit.

„Wir möchten nun, dass die in Teilen schädliche Vegetation auf dem Gelände professionell beseitigt und das Bahnhofsgelände in die Pläne für die Feierlichkeiten zum 200. Jahrestag der Eröffnung der Eisenbahnstrecke einbezogen wird“, fordert Shenton. 2030 wird dann der große Moment sein.

So oder so werden Besucherinnen und Besucher der Stadt Liverpool und insbesondere Bahninteressierte den Ort durch die Ernennung zum archäologischen Erbe von nationaler Bedeutung schon jetzt ganz anders auf dem Schirm haben. Dafür gebührt allen Beteiligten Anerkennung.

Edge Hill
Seit 40 Jahren erforschen Freiwillige das Gelände von Edge Hill. (Foto: Liverpool and Manchester Railway Trust)
Hintergrund: Der Bahnhof Edge Hill wurde – wie beschrieben – 1830 als Teil der Liverpool and Manchester Railway eröffnet. Er befand sich in einer 20 Meter breiten und etwa 60 Meter langen Senke aus Sandstein (11 Meter tief), die über mehrere Tunnel erreichbar war.

Einer davon war der über 2.000 Meter lange Wapping-Tunnel runter zu den Docks. Es war zugleich der erste Tunnel der Welt, der unter einer Großstadt hindurchgebohrt worden ist.

Im Sommer 1829, also gut ein Jahr vor dem ersten Bahnbetrieb, wurde die Röhre zu einer unterirdischen Promenade zweckentfremdet, tageweise genutzt von Tausenden von Menschen. Der nördliche Tunnel war dagegen wesentlich kürzer. Er führte zum Passagierterminal Crown Street.

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