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„Once-in-a-lifetime“-Fund

England: Drei römische Büsten bei Ausgrabungen an neuer Bahntrasse entdeckt

Bei Ausgrabungen im englischen County Buckinghamshire haben Archäologen drei römische Statuen entdeckt, deren Art in Fachkreisen als „unglaublich selten“ („once-in-a-lifetime“) eingestuft wird. Ort des Geschehens war vor wenigen Tagen das Städtchen Stoke Mandeville bei Aylesbury – etwa 30 Kilometer nordwestlich von London.

Fotos: HS2 (www.hs2.org.uk)

Bei dem Fundort handelt es sich um die Überreste der alten normannischen Kirche St. Mary’s in Stoke Mandeville. Gegen Ende der ursprünglich vorgesehenen Ausgrabungszeit hoben die Archäologen dort eine kreisförmige Struktur aus. Vermutlich das Fundament eines Turms.

Dabei stießen die Beteiligten auf drei Steinbüsten römischen Ursprungs. Zwei der Büsten bestehen aus einem Kopf und einem Torso, eine weitere lediglich aus einem Kopf.

Die beiden zweiteiligen Statuen scheinen Bildnisse einer weiblichen und einer männlichen Person im Erwachsenenalter zu sein. Bei dem einzelnen Kopf soll es sich um das Abbild eines Kindes handeln.

Die leitende Archäologin Dr. Rachel Wood: „Es ist eine einzigartige Erfahrung, dass wir die Ausgrabungen mit diesen absolut erstaunlichen Funden abschließen können. Die Statuen sind außergewöhnlich gut erhalten und bieten einen realistischen Eindruck von den Menschen, die sie darstellen. Man blickt buchstäblich in die Gesichter der Vergangenheit.“

Landkarte Stoke Mandeville
Stoke Mandeville im County Buckinghamshire – etwa 30 Kilometer nordwestlich von London. (Eigene Darstellung)

Neben den beschriebenen Statuen wurde noch ein sechseckiger römischer Glaskrug entdeckt. Obwohl auch dieser über 1.000 Jahre im Erdreich verborgen gewesen sein muss, konnten große Teile des Gefäßes intakt geborgen werden (s. Bildergalerie).

Vergleichbar zu dem Glaskrug soll laut einer aktuellen Veröffentlichung der beteiligten Archäologen lediglich ein (völlig intakter) Glaskrug sein, der momentan im Metropolitan Museum of Art in New York ausgestellt wird. Außerdem konnten bei den Grabungen Dachziegel, bemalter Wandputz und römische Feuerbestattungsurnen geborgen werden.

Erst bronzezeitliche Grabstätte, dann römisches Mausoleum, dann Kirche

Mit dem Ende der Ausgrabungen in Stoke Mandeville konnte auch der Fundort selbst analysiert und historisch eingeordnet werden.

Ursprünglich dürfte es sich dabei um eine bronzezeitliche (ca. 2200 bis 800 v. Chr) Begräbnisstätte gehandelt haben, auf der in der Römerzeit (43 bis ca. 440 n. Chr.) ein quadratisches Gebäude errichtet wurde – vermutlich ein Mausoleum. Später erfolgte an Ort und Stelle dann der Bau der normannischen Kirche.

Mauerreste und Abbruchschutt des römischen Gebäudes befinden sich direkt unter den normannischen Fundamenten. Daraus schließen die Archäologen, dass das mögliche Mausoleum unmittelbar dem Bau der Kirche „geopfert“ wurde. Weitere Analysen sollen nun den exakten Zeitverlauf rekonstruieren.

Als möglich wird zudem angesehen, dass die gefundenen Büsten vor Hunderten von Jahren Vandalismus zum Opfer fielen. Laut der vorliegenden Veröffentlichung könnten es „frühe Beispiele dafür sein, wie Statuen und historische Artefakte im Laufe der Generationen von der Gesellschaft beseitigt worden sind.“

Die gefundenen Artefakte werden nun in ein Speziallabor gebracht, wo sie gereinigt und eingehend untersucht werden sollen. Der endgültige Bestimmungsort der Büsten steht noch nicht fest, soll aber zu gegebener Zeit festgelegt und bekanntgegeben werden.

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sh

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