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5 Dinge, die Sie über die nun größte Partei Grönlands wissen sollten

Wahlregebnis in Grönland: Gegen Trump, für eine 32-Stunden-Woche

Die Grönländer wachen heute in einer völlig neuen politischen Realität auf. Das Wahlergebnis ist ein Erdrutschsieg für die sozialliberale Partei Demokraatit, die noch nie so gut abgeschnitten hat.

Wahlergebnis Grönland Unabhängigkeit
Grönland strebt Unabhängigkeit an, jedoch nur schrittweise und mit Dänemark als erstem Ansprechpartner. (Foto: GGR2011 / CC BY 2.0)
Die beiden biosher stärksten Parteien, Siumut und IA, mussten dagegen eine Schlappe hinnehmen, wobei die sozialdemokratische Partei Siumut einen Negativrekord aufgestellt hat.

Bei der letzten Wahl hatten die beiden Parteien zusammen 66 % der Stimmen erhalten, bei der Wahl am Dienstag jedoch nur 36 %. Der Stimmanteil der beiden Parteien ging um 47 bzw. 38 Prozent zurück.

Klarer Sieger der Wahl in Grönland ist Demokraatit.

Hier sind 5 Dinge, die Sie über die nun größte Partei Grönlands wissen sollten

Die Demokraatit-Partei erhielt bei der Wahl 30,3 Prozent der Stimmen. Es war ein Erdrutschsieg.

Alle waren überrascht – auch die Partei selbst, musste der Vorsitzende Jens-Frederik Nielsen zugeben. Die sozialliberale Partei hat ihre Stimmenzahl seit der letzten Wahl mehr als verdreifacht und steht für Kernthemen wie Steuersenkungen, weniger Bürokratie und eine 32-Stunden-Woche.

Aber was ist mit der Frage der Unabhängigkeit? Und was halten sie von einer Zusammenarbeit mit den USA? auch dazu lässt sich etwas sagen.

Die Kernprogrammpunkte der Partei

Die Partei Demokraatit ist in Grönland die Gesinnungsschwester der Liberalen Allianz. Ihr Programm setzt auf niedrigere Steuern, weniger Bürokratie und eine Reduzierung des öffentlichen Sektors. Ein zentrales Anliegen ist die Förderung von Unternehmern und Geschäftsinhabern, da die Partei dafür eintritt, die Gründung und Führung von Unternehmen kostengünstiger zu gestalten.

Die geplanten Steuersenkungen sollen vor allem unteren und mittleren Einkommensgruppen zugutekommen. Die Partei betont, dass es dabei nicht vorrangig um die Verringerung sozialer Ungleichheit geht, sondern darum, dass wirtschaftlich schwächere Gruppen spürbare Verbesserungen in ihren finanziellen Verhältnissen erfahren.

Gleichzeitig setzt sich Demokraatit für ein stabiles soziales Sicherheitsnetz ein, das diejenigen unterstützt, die nicht für sich selbst sorgen können. Ein weiteres Kernthema ist die Familie, die nach Ansicht der Partei eine zentrale Rolle im Leben des Einzelnen spielt.

Parteiprogramm von Demokraatit.

Wer ist der Vorsitzende der Partei?

An der Spitze der Partei steht der 33-jährige Jens-Frederik Nielsen, den DR-Auslandskorrespondent Steffen Kretz als eine „Führungspersönlichkeit, die mit der Aufgabe gewachsen ist“ beschreibt. Sein politischer Werdegang gleicht einer Achterbahnfahrt.

Nielsen studierte Sozialwissenschaften an der Universität von Grönland und absolvierte eine Ausbildung zum Immobilienmakler. 2020 war er zunächst Parteiberater für Demokraatit, bevor er Minister für Wirtschaft und Bodenschätze wurde und noch im selben Jahr den Parteivorsitz übernahm.

Bereits 2021 verließ er mit Demokraatit die Regierung und verlor sein Ministeramt. Bei der Parlamentswahl erlitt die Partei eine Niederlage, doch Nielsen selbst wurde mit 4.850 Stimmen ins Parlament gewählt – als größter Einzelkandidat der Wahl. Nun führt er die Verhandlungen zur Regierungsbildung. Falls er eine Mehrheit von 16 Sitzen erreicht, wird er Regierungschef.

Jens-Frederik Nielsen kündigte an, dass er mit allen Parteien sprechen werde.

Wie steht die Partei zur Unabhängigkeit und zu Trump?

Wie alle Parteien in Grönland betrachtet auch Demokraatit die Unabhängigkeit des Landes als notwendig und befürwortet echte Verhandlungen mit Dänemark über einen „Fahrplan zur Unabhängigkeit“. Der Begriff Fahrplan ist dabei zentral, denn die Partei setzt auf einen schrittweisen Übergang.

Demokraatit möchte die Unabhängigkeit als Leitprinzip in alle politischen Entscheidungen einfließen lassen. Entscheidungen, die Grönland von diesem Ziel entfernen, seien demnach Fehlentscheidungen, die es zu vermeiden gelte.

Bevor eine vollständige Abspaltung vom dänischen Königreich erfolgen kann, fordert die Partei eine deutliche Stärkung der grönländischen Wirtschaft. Zudem müsse Grönland weitere Kompetenzen von Dänemark übernehmen, um die Selbstbestimmung auszubauen, und das Bildungsniveau müsse angehoben werden.

„Bildung ist die Grundlage unserer Wohlfahrtsgesellschaft und ein entscheidender Baustein für die Schaffung eines unabhängigen Staates“, heißt es im Parteiprogramm.

Grönland und die USA

Ein klares Nein für Donald Trump.

„Grönland steht nicht zum Verkauf. Nicht heute. Nicht morgen. Niemals. Unser Land ist keine Ware, und die Vorstellung, uns kaufen zu können, zeigt einen tiefen Mangel an Respekt für unsere Werte“, stellt Demokraatit in ihrem Wahlprogramm unmissverständlich klar und erteilt Trumps Kaufinteresse eine deutliche Absage.

Trotz dieser Haltung ist die Partei offen für eine Zusammenarbeit mit den USA, die in Grönland bereits den Militärstützpunkt Pituffik/Thule unterhalten.

„Die USA sind neben Dänemark der einzige realistische Partner. Deshalb müssen wir einen ehrlichen und respektvollen Dialog führen – nicht nur über Kooperation, sondern möglicherweise auch darüber, wie sie unseren Weg zur Unabhängigkeit unterstützen können.“

Mit einem Menschen wie Donald Trump wird es jedoch ekein partnerschaftliche Beziehung geben können, da Trump zur Partnerschaft unfähig ist. Solange er also der Präsident der USA ist, wird es an dieser Stelle nicht weiteregehen können.

Fischerei und Klimawandel

Die Fischerei ist Grönlands wichtigster Wirtschaftszweig und Haupteinnahmequelle. Doch der Klimawandel setzt der Branche zunehmend zu: Die Fische werden kleiner, und in manchen Regionen übersteigen die Fangmengen die Empfehlungen der Biologen.

Eine nachhaltigere Fischereipolitik ist daher dringend erforderlich – ein Thema, das auch im Wahlkampf eine zentrale Rolle spielte.

Demokraatit betont, dass Grönland seinen Fischfang wirtschaftlich besser nutzen müsse.

„Unsere natürlichen Ressourcen bieten enorme Möglichkeiten, nicht nur in der Fischerei, sondern auch in der Rohstoffindustrie und im Tourismus. Ein effizienterer Umgang mit diesen Ressourcen stärkt zudem andere Wirtschaftsbereiche durch entstehende Nebenindustrien.“

Parallel dazu will die Partei verstärkt gegen Plastikverschmutzung vorgehen und besonders belastete Gebiete säubern, um Mikroplastik zu reduzieren.

„Plastik verschwindet nicht – es zerfällt in Mikroplastik und gelangt ins Meer, ins Trinkwasser und in die Nahrungskette. Das ist inakzeptabel“, stellt Demokraatit klar.

Die Partei sieht die Abhängigkeit Grönlands von Umwelt und Klima klar und deutlich. Die neue Regierung, wie auch immer sie zusammengestezt sein wird, wird sich sicherlich den großen Themen des Klimawandels stellen.

Wahlergebnis im Überblick

Wahlergebnis in Grönland Balkendiagramm
Mandatsverteilung im grönländischen Parlament. (Quelle: https://valg.gl)
Die grönländische Parlamentswahl fand am 11. März 2025 statt, wobei insgesamt 31 Sitze im Inatsisartut (Parlament) vergeben wurden. Die Demokraatit (D) erzielten 29,9 % der Stimmen und erhielten 10 Sitze, die Naleraq (N) 24,5 % mit 8 Sitzen, die Inuit Ataqatigiit (IA) 21,4 % mit 7 Sitzen, die Siumut (S) 14,7 % mit 4 Sitzen und die Atassut (A) 7,3 % mit 2 Sitzen.

Zur Stunde sind 28.620 von 40.369 Stimmezetteln ausgezählt.

Unser QUIZ zum Thema Dänemark

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