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In unsicheren Zeiten greifen Verbraucher zu Billigem

Bio verliert an Boden: Landwirte verdienen besser mit konventioneller Milch

In Dänemark schrumpft die Fläche für den ökologischen Landbau – zum dritten Mal in Folge. Obwohl die Regierung bis 2030 eine Verdopplung der Bio-Anbaufläche anstrebt, sinkt das Interesse vieler Landwirte an der ökologischen Bewirtschaftung. Der Grund: Konventionelle Landwirtschaft, insbesondere im Milchsektor, ist derzeit deutlich profitabler.

Milchpreise in Dänemark
Die Zahl der Bio-Milchkühe ist von 80.584 im Jahr 2020 auf 75.735 im Jahr 2023 gesunken, so die neuesten Zahlen des Statistischen Amtes in Dänemark. (Foto: Christine Ellsay)
Der traditionelle Viehtriebs-Tag, wenn Bio-Kühe nach dem Winter wieder auf die Weide dürfen, wäre eigentlich Anlass zur Freude. Doch hinter den Kulissen wächst die Sorge. Laut dem Vorsitzenden der dänischen Bio-Bauernvereinigung Økologisk Landsforening, Michael Kjerkegaard, sei der Rückgang der Bio-Fläche ein ernstes Signal – gerade in Zeiten steigender Nachfrage, wie der Dänische Rundfunk berichtet.

Seit 2021 ist die ökologische Anbaufläche um fast sechs Prozent geschrumpft, die Zahl der Bio-Betriebe nimmt ebenfalls ab.

Ein zentraler Faktor ist die Lage auf dem europäischen Milchmarkt. Der Milchpreis für konventionell erzeugte Milch war in den vergangenen Jahren hoch, was viele Landwirte zur Rückkehr in den konventionellen Sektor veranlasste.

„Man verdient schlichtweg mehr“

Diese Umstellung bringt – trotz gelockerter Anforderungen – oft höhere Gewinne. „Man verdient schlichtweg mehr“, erklärt Agrarökonom Brian H. Jacobsen von der Universität Kopenhagen. „Wer als Unternehmer denkt, für den ist der Wechsel rational.“

Auch der dänische Molkereiriese Arla hat reagiert und 2023 rund 50 dänische und schwedische Bio-Lieferanten sowie 100 Millionen Kilo Biomilch aus dem Programm genommen. Grund sind unter anderem gestiegene Lebenshaltungskosten und ein Rückgang der Markenumsätze um 3,2 Prozent.

Biomilch ist teurer – und in wirtschaftlich unsicheren Zeiten greifen viele Verbraucher wieder zu günstigeren Alternativen.

Regierung will weiterhin Bio

Trotzdem hält die Regierung an ihrem Ziel fest. Umweltminister Jeppe Bruus räumt zwar ein, dass die Entwicklung nicht wie gewünscht verlaufe, verspricht jedoch neue Fördermittel.

„Wir müssen uns vorwärts bewegen, nicht rückwärts“, betont er.

Für Kjerkegaard und seine Organisation ist das nicht genug. Sie fordern konkrete Maßnahmen, etwa eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Bioprodukte, um diese preislich konkurrenzfähiger zu machen.

Auch Jacobsen hält steuerliche Anreize für einen effektiven Hebel, wenn das Regierungsziel der Flächenverdopplung bis 2030 realistisch bleiben soll.

Die wirtschaftliche Realität bringt das Bio-Modell in Dänemark ins Wanken. Solange konventionelle Milchproduktion höhere Renditen verspricht und keine politischen Anreize gegensteuern, dürfte der Trend anhalten. Die Zukunft des dänischen Ökolandbaus hängt somit weniger vom Idealismus der Bauern ab – sondern vor allem von der Wirtschaftlichkeit.

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