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Ausgrabungen an ca. 2.000 Jahre alter Stätte haben begonnen

Schottland: Bergfestung Dumyat – geheimnisvolles Machtzentrum der Pikten im Kampf gegen das Römische Reich

Im April dieses Jahres haben schottische Archäologen mit der Untersuchung einer historisch sehr besonderen Stätte begonnen. Die Rede ist von einer Bergfestung namens Dumyat, deren Überreste sich auf dem gleichnamigen Berg befinden – gleich oberhalb der Stadt Stirling.


Bild 1: Kartierung der Bergfestung Dumyat, einst eine beeindruckende Wehranlage. (National Museum of Scotland)
Bild 2: Zu den bisherigen Funden gehört eine Fibel, mit der man sein Gewand befestigte. (Northern Picts Project)
Bild 3: Ein anderes Fundstück: piktischer Mörser. (Northern Picts Project)
Bild 4: Überreste der ehemaligen Verteidigungsanlage, die einen strategisch vorteilhaften Rundumblick bot. (Walkhighlands.co.uk)
Bild 5: Blick auf den 418 Meter hohen Berg Dumyat. (Adrianmckie / CC BY-SA 4.0)

Die Anlage soll den Maiatai – einem Bündnis piktischer Stämme – vor rund 2.000 Jahren als Machtzentrum und militärischer Stützpunkt im Kampf gegen die eindringenden Römer gedient haben.

Das sogenannte „Hillfort“ wurde in einer Höhe von fast 400 Metern auf einem der Ochil-Hügel errichtet. Es muss sich einst um eine beeindruckende Anlage mit einer zentralen Zitadelle und einem von Wällen und anderen Verteidigungsanlagen geschützten Rundhaus gehandelt haben.

Grund genug also, das Areal systematisch zu erkunden und nach neuen Hinweisen auf den organisierten piktischen Widerstand gegen das Römische Reich zu suchen. Und überhaupt mehr über diesen geheimnisvollen Ort zu erfahren.

Professor Gordon Noble vom Northern Picts Project zu den gestarteten Ausgrabungen: „Bekannt ist, dass sich die Befestigunsanlage an einem sehr markanten Ort befand. Alles andere liegt mehr oder weniger im Dunkeln.“

Immerhin machten die Archäologen schon bei den ersten Grabungen interessante Entdeckungen. Gefunden wurden unter anderem ein Mörser, Keramikteile, eine Fibel und diverse Hinweise auf die Verarbeitung von Metall, möglicherweise auch zur Herstellung von Waffen.

Die Aufstände der Pikten-Konföderation trugen zur Aufgabe des Antoninuswalls bei

Die Funde werden nun zunächst mit einem Radiokohlenstoff-Verfahren datiert, um den Zeitpunkt der Nutzung des Stützpunktes genauer ermitteln zu können. Entsprechend handelt es sich laut Noble um „historisch potenziell wichtige Artefakte“, die bislang entdeckt wurden.

Die Maiatai bekämpften die Römer nach deren Invasion in Britannien und schlossen sich zu einem bestimmten Zeitpunkt mit einer anderen piktischen Gruppe – den Kaledoniern – zusammen. Folglich erwähnte der römische Senator und Historiker Cassius Dio die Maiatai in seinen Schriften aus dem 3. Jahrhundert.

dumyat bergfestung pikten 1
Ungefähre Lage der Bergfestung Dumyat bei Stirling. (Eigene Darstellung / Wikipedia)

Überliefert ist, dass die Pikten-Konföderation in den Jahren 210 und 211 nach Christus mit heftigem Widerstand gegen das Römische Reich vorging. Und die Besatzer dazu veranlasste, die nördlichste aller römischen Stellungen – den Antoninuswall – im frühen 3. Jahrhundert aufzugegeben.

Welche Rolle genau die Bergfestung in dieser blutigen Epoche spielte, werden hoffentlich die weiteren Ausgrabungen und archäologischen Analysen verraten. Reste der Stätte finden sich übrigens bis heute an einer Kante des Höhenrückens mit Blick weit über Forth Valley.

Das Dumyat-Fort wurde im Süden und Osten durch natürliche Abbruchkanten sowie im Norden und Westen durch solides Mauerwerk begrenzt. Im Inneren gab es eine etwa 27 mal 16 Meter messende Rundbau-Struktur mit womöglich bis zu vier Meter dicken Mauern.

Ohne Ausgrabungen wäre die Kenntnis über die Bergfestung Dumyat vage geblieben

Ansonsten ist Fakt: Ohne eine aufwendige Ausgrabung wären Chronologie und Beziehung der verschiedenen Bauabschnitte zueinander wohl nie lückenlos zu klären gewesen. Daher kann man den beteiligten Archäologen in den kommenden Monaten nur alles Gute wünschen bei dem Ziel, die Geheimnisse dieser Stätte zu lüften.

Das Northern Picts Project ist ein archäologisches Fokusthema der Universität Aberdeen, zu dem nach Angaben der BBC auch weitere Ausgrabungen in Burghead (Region Moray) und Bennachie (Aberdeenshire) gehören.

Bei den bisherigen Ausgrabungen in Dumyat arbeitete die Hochschule mit Experten des Stirling Councils und Freiwilligen zusammen. Wann genau mit weiteren Informationen zu den laufenden Untersuchungen gerechnet werden kann, ist aktuell noch offen.

Hintergrund: Der Begriff Pikten steht nicht für eine ethnische Zuordnung, sondern ist eigentlich nur ein Sammelname für schottische Völker, den die römischen Besatzer vor rund 2.000 Jahren verwendeten und prägten.

Der Begriff leitet sich aus dem Brauchtum des Tätowierens ab (lat.: picti = „die Bemalten“). Kulturell gesehen waren die Piktenstämme beileibe nicht als Einheit zu betrachten. Es gelang ihnen aber, sich gegen gemeinsame Feinde (Römer, später Wikinger) politisch und militärisch zu verbünden.

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